Auf Anschlag folgt Rauswurf

TLG droht Magdeburger LINKEN mit Kündigung

  • Hendrik Lasch, Magdeburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf das Büro zweier LINKE-Politiker in Magdeburg wurde in der Neujahrsnacht ein Anschlag verübt. Der Vermieter reagierte mit einer Kündigung. Inzwischen rudert er etwas zurück.

Im September haben Eva von Angern und Wulf Gallert ihr neues Bürgerbüro im Süden von Magdeburg eröffnet, ein halbes Jahr später müssen die Abgeordnete und der Fraktionschef der LINKEN im Landtag von Sachsen-Anhalt diese Kontaktadresse womöglich wieder aufgeben. Der Vermieter, die TLG Immobilien GmbH, habe telefonisch die Kündigung zu Ende März ausgesprochen, bestätigte von Angern gestern auf Anfrage.

Auslöser für den Schritt ist ein Angriff in der Neujahrsnacht. Es habe »erhebliche Schäden an Türen und Scheiben des Büros« gegeben, teilte Gallert auf seiner »facebook«-Seite mit; die Abgeordnetentätigkeit könne vorerst »nicht in vollem Umfang realisiert werden«. Es war bereits der dritte Anschlag auf das Büro, zweimal wurden die Scheiben darüber hinaus mit Nazi-Aufklebern zugepflastert.

Der Vermieter reagierte offenkundig auf Drängen anderer Mieter. In dem Gebäude befindet sich eine von den Maltesern betriebene Einrichtung für betreutes Wohnen mit 38 Wohnungen. Zunächst habe man sich durchaus gefreut, dass das Ladengeschäft im Erdgeschoss vermietet worden sei, sagte Leiterin Claudia Goedecke. Die betagten Bewohner seien durch die Angriffe aber nun sehr verunsichert: »Es wächst die Unruhe.«

Die TLG selbst spricht nicht von einer Kündigung. Der Dresdner Niederlassungsleiter Klaus-Dieter Schwensen erklärte, es gebe keine schriftliche Kündigung: »Nur das ist maßgeblich.« Vielmehr solle in einem Gespräch erörtert werden, welche Schritte erfolgen könnten, nachdem es zu der Sachbeschädigung gekommen sei - »dummerweise schon zum dritten Mal«. Dabei solle nach Alternativen gesucht werden, »ohne dass der Eindruck erweckt wird, dass man nachgibt«. Ein Kommentator im Blog »Lafontaines Linke« hatte sarkastisch angemerkt, mit der Kündigung könnten die Angreifer einen »ersten Erfolg« verbuchen.

Von Angern betonte, am Telefon sei von Kündigung die Rede gewesen. Die TLG sei später »zurückgerudert«. Bei der Suche nach Alternativen müssten Belange aller Mieter berücksichtigt werden: »Man kann aber die politische Dimension nicht vernachlässigen.«

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