Zeit der Gutachter

700 Eingaben zu Shoppingprojekt in Mainz

  • Robert Luchs, Mainz
  • Lesedauer: 2 Min.
In der Mainzer Altstadt soll ein riesiges Einkaufszentrum entstehen. Viele Mainzer wollen das nicht, auch die Baudezernentin hat Vorbehalte.

Auch im neuen Jahr sorgen die Pläne für ein riesiges Shoppingzentrum in der Mainzer Innenstadt für Aufregung. Bis zum Jahreswechsel waren in den zuständigen Behörden rund 700 Eingaben mit Änderungs- und Verbesserungsvorschlägen eingegangen. Die Eingaben würden jetzt analysiert und wenn möglich beim Baurecht umgesetzt, so die städtische Baudezernentin Marianne Grosse (SPD). Besuche bei Einkaufszentren in Münster und Maastricht, in Saarbrücken und Duisburg hätten ihr gezeigt, dass diese Projekte nicht ohne Weiteres auf die Mainzer Verhältnisse übertragen werden könnten, aber einen großen Gewinn für die Städte gebracht hätten.

Die Planung des Projektentwicklers ECE mit einer Verkaufsfläche von 30 000 Quadratmetern hält Grosse für zu groß. Am 7. März werde ein zweites Gutachten »zur Verträglichkeit und zur städtebaulichen Einbindung« präsentiert. Dann werde man sehen, welche Ausmaße für die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt überhaupt in Frage kämen. Bürgerinitiativen fordern, dass die »allgemeinen Ziele der Planung bereits jetzt formuliert werden. Die Bedenken zahlreicher Mainzer Bürger sind groß, dass das Einkaufszentrum zu überdimensioniert ausfallen und damit das Stadtbild vor allem im Altstadtbereich grundlegend verändern könnte.

Die katholische Kirche, im Besitz einer Reihe von Grundstücken und Gebäuden in der Mainzer Altstadt, hat ebenfalls Bedenken geltend gemacht. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte schon frühzeitig vor einem »übermächtigen Klotz, der alles überragt und sich noch zu einem gigantischen Konsumtempel aufspreizt«, gewarnt. Es gehe auch, so der Kardinal, um die Grenzen der Kommerzialisierung.

Das Projekt wird mit 250 Millionen Euro Investitionsvolumen die größte Ansiedlung in der Mainzer Innenstadt in den nächsten Jahren sein. Innerhalb von sechs Monaten gab es vier Foren, in denen Bedenken, aber auch Anregungen eingebracht worden sind. Die Ortsvorsteherin der Altstadt, Ulla Brede-Hoffmann (SPD), spricht von der Sorge bei den Bürgern, dass gewachsene Altstadtstrukturen durch das Großprojekt zerstört werden könnten und die Stadt ihr Gesicht verliert.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal