Die absolute Mehrheit

Kommentar von Thomas Blum

  • Lesedauer: 1 Min.

Deutschland sei das reichste Land Europas, tönt es uns aus den Medien entgegen. Der Reichtum, von dem da die Rede ist, muss ungewöhnlich gut versteckt sein. Der europäischen Statistikbehörde zufolge ist hierzulande der Anteil der Erwerbslosen, die von Armut bedroht sind, mit über 70 Prozent deutlich höher als in anderen Euro-Staaten.

Deregulierung, Flexibilisierung, Liberalisierung - aus dem Wirtschaftsdeutschen in Klartext übersetzt, hieß das: mehr arbeiten für geringere Löhne in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Gleichzeitig wurden in den Jahren der rot-grünen Regierung per »Sozialreformen« die kläglichen Reste dessen abgeschafft, was Helmut Kohls Schergen von dem übriggelassen hatten, was einmal der sogenannte Sozialstaat war.

Hatten in der BRD Arbeitslosengeld und -hilfe einst den Zweck, dem unverschuldet arbeitslos Gewordenen eine Zeit lang ein würdiges Auskommen zu garantieren, dient der weder zum Leben noch zum Sterben reichende »Hartz-IV«-Satz heute dazu, ihn zu demütigen, ihm das Gefühl zu vermitteln, an seiner Misere selbst die Schuld zu tragen, und ihn zu disziplinieren: Wenn du zur Verrichtung jeder Sklavenarbeit bereit stehst, hast du als Person auch einen Wert. 374 Euro im Monat.

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