Tränen und Wut

Biathlon: Reichlich Gesprächsstoff nach der Weltcuppremiere in Nove Mesto

  • Thomas Wolfer, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Magdalena Neuner vergoss nach ihren Schüssen auf die falschen Scheiben bittere Tränen, Arnd Peiffer übte erst heftige Kritik am Weltverband IBU und stürmte dann mit Wut im Bauch auf Platz zwei: Die Weltcuppremiere im tschechischen Nove Mesto endete für die deutschen Biathleten zwar ohne Tagessieg, sorgte aber trotzdem für reichlich Gesprächsstoff. Peiffer setzte durch Platz zwei in der Verfolgung beim Testlauf für die WM 2013 das Glanzlicht.

Ihren fatalen Blackout am Schießstand wird Rekordweltmeisterin Neuner wohl nicht mehr vergessen. »Ich musste erstmal kurz heulen«, sagte Neuner: »Das ist mir noch nie passiert und richtig ärgerlich.« Sie zielte während des Verfolgungsrennens am Sonntag beim ersten Stehendschießen auf die Scheiben der Nachbarbahn und verschenkte durch dieses Missgeschick ihren 29. Weltcupsieg. Mit insgesamt acht Schießfehlern reichte es nach einer Energieleistung in der Loipe beim Sieg von Tora Berger aus Norwegen trotzdem zum siebten Rang. Zweite wurde die Schwedin Helena Ekholm vor der Französin Marie Laure Brunet.

In Führung liegend lief Neuner entspannt an den Schießstand und nahm die falschen Scheiben ins Visier. Zwar fanden alle Schüsse ihr Ziel, wurden aber regelkonform als Fehler angerechnet. Erst vor dem letzten Schuss bemerkte sie ihren bitteren Fauxpas und traf schließlich die richtige Scheibe. Vier Strafrunden waren die Folge. »Im Laufe der Strafrunden habe immer mehr Wut im Bauch gehabt und wollte nur noch so schnell rennen, wie es geht. Das ist mir auch gelungen«, sagte die zehnmalige Weltmeisterin.

Dennoch sorgte sie in Nove Mesto bei den Frauen für die besten deutschen Leistungen. Im Sprint und dem Einzelrennen belegte sie jeweils Rang drei und konnte dadurch die Führung im Gesamtweltcup festigen.

Aufs Podest schaffte es auch Arnd Peiffer nachdem er zuvor die IBU attackiert hatte. Der Sprintweltmeister griff den Weltverband für fehlendes Fingerspitzengefühl bei widrigen Witterungsbedingungen heftig an. »Die IBU bricht sowieso nie ein Rennen ab, da kann es so unfair sein, wie es will«, sagte Peiffer: »Hauptsache, das Rennen findet statt. Alles andere ist denen wurscht. Irgendwer freut sich schon, denn irgendwer gewinnt sowieso.«

Bei den Sprints der Frauen und Männer hatte es trotz heftigen Schneefalls und starker Windböen keinen Abbruch gegeben. »Die IBU ist da immer so ein bisschen ohnmächtig. Da fehlt ihnen einfach der Schneid, um eine Entscheidung zu treffen«, sagte Peiffer. Der 24-Jährige selbst lag auf seiner Paradestrecke am Sonnabend in Führung, vergab durch drei Fehler bei starkem Wind im stehenden Anschlag den möglichen Sieg und landete nur auf Rang 14. Andreas Birnbacher (Schleching) erging es ähnlich, nach drei Fehlern wurde er Zehnter.

Einen Tag später profitierte Peiffer allerdings von einer IBU-Entscheidung und wurde beim Sieg des Russen Anton Schipulin in der Verfolgung Zweiter. Eigentlich kam er nach 12,5 km als Fünfter ins Ziel, durch eine Zeitgutschrift von 20 Sekunden rutschte er aber noch auf das Podest. Vorausgegangen war ein technisches Malheur an der Scheibenlage. Peiffer wurde beim ersten Stehendschießen ein Fehler angekreidet, den er nicht gemacht hatte. Nach den IBU-Regularien wurde dies durch die Gutschrift korrigiert. »Es hat heute gut funktioniert, aber gerade am Schießstand musste ich ganz schön kämpfen«, sagte Peiffer: »Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.«

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