1000 Megawatt aus dem Thüringer Wald

Pumpspeicherwerk-Projekt wird immer größer

  • Simone Rothe, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
An der Schmalwassertalsperre im Thüringer Wald soll ein Speicher für Ökostrom entstehen. Investor ist ein Konsortium von Stadtwerken. Dessen Vertreter können sich inzwischen Investitionen von einer Milliarde Euro vorstellen.

Weimar/Tambach-Dietharz. An der Schmalwassertalsperre im Thüringer Wald könnte eines der größten Pumpspeicherkraftwerke Deutschlands entstehen. Nach der Potenzialanalyse sei ein Stromspeicher mit einer Leistung von bis zu 1000 Megawatt möglich, sagte der Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH (Aachen), Sven Becker, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Weimar. In ein solches Projekt müsste etwa eine Milliarde Euro investiert werden. Zunächst hatte die Trianel GmbH, die ein Netzwerk von mehr als 30 Stadtwerken vertritt, mit Investitionen von etwa 500 Millionen Euro und einer Leistung der Anlage von mindestens 400 Megawatt gerechnet.

Folgen für die Natur

Inzwischen habe es eine Optimierung des Projektes gegeben, sagte Becker. Das sei durch die Zusammenarbeit mit der Thüringer Fernwasserversorgung möglich geworden. Becker bezeichnete den Standort an der Schmalwassertalsperre im Kreis Gotha als »ökologisch vertretbar und ökonomisch sinnvoll«. Das Trianel-Projekt würde mit 1000 Megawatt der Leistung des größten deutschen Pumpspeicherwerks im südthüringischen Goldisthal entsprechen. Bisher seien jedoch nur die ersten Schritte in Richtung Raumordnungsverfahren getan, sagte Becker.

Er bekräftigte, dass Trianel bei dem Projekt, das mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden ist, die Zusammenarbeit mit Land und Kommunen sucht. »Wir wollen mit den Bürgern einen konstruktiven Dialog. Es ist wichtig, aufeinander zuzugehen.« Pumpspeicherwerke nutzen überschüssigen Strom vor allem von Windrädern oder Solaranlagen, um Wasser aus einem Unter- in ein Oberbecken zu pumpen. Das Wasser treibt beim Ablassen leistungsfähige Turbinen an, die erneut Strom erzeugen.

»Wir sind recht zuversichtlich, das Projekt zu realisieren«, sagte der Geschäftsführer. In die Vorarbeiten für das sehr aufwendige Planungsverfahren sei bereits ein siebenstelliger Betrag investiert worden. »Wir kommen zügig voran.« Trotzdem müsse das Unternehmen mit »Genehmigungsrisiken« rechnen. Weiterhin seien drei Projekte in der Diskussion, sagte Becker. Neben der Schmalwassertalsperre gebe es zwei Standorte in Nordrhein-Westfalen - in der Eifel und in Ostwestfalen.

Baustart nicht vor 2017

»Dass der Thüringer Standort realisiert wird, hat eine große Wahrscheinlichkeit«, sagte der Geschäftsführer. Er schloss angesichts des großen Bedarfs an Stromspeichern auch zwei neue Anlagen nicht aus. Speicher sind nötig, weil Wind- und Solarstrom nicht kontinuierlich produziert werden kann.

In Thüringer Regierungskreisen wird ein Oberbecken in Rennsteig-Nähe nicht mehr ausgeschlossen. Mit dem Beginn von Bauarbeiten wird nicht vor 2017 gerechnet.


81 Meter

Die Talsperre Schmalwasser im Thüringer Wald dient der Trinkwasserbereitstellung, dem Hochwasserschutz und der Stromerzeugung. Sie wurde 1998 nach langem Probestau in Betrieb genommen. In der Talsperre können 21 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden, die Dammhöhe über Gründung beträgt 81 Meter. (nd)

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