Ist Erdöl gar nicht fossil?

Alter Streit um die Entstehung von Kohlenwasserstoffen erhält neue Nahrung

  • Siegfried Neumann
  • Lesedauer: 1 Min.
Wenn von fossilen Brennstoffen die Rede ist, geht es um Kohle und Kohlenstoffverbindungen, die vor Millionen Jahren aus verrottender Biomasse entstanden sind. Als wichtigster fossiler Energieträger gelten heute Erdöl und Erdgas. Doch seit an heißen Tiefseequellen Methan - Hauptbestandteil von Erdgas - entdeckt wurde, ist klar, dass Kohlenwasserstoffe auch auf abiotischen Wegen entstehen können. Zwei neue Studien entwerfen nun geochemische Szenarien, nach denen auch höhermolekulare Kohlenwasserstoffe, wie sie im Erdöl vorkommen, ohne Zuhilfenahme lebender Organismen entstehen könnten. Ein russisch-amerikanisches Team um J. F. Kenney von der texanischen Gas Resources Corp. simulierte die Bedingungen 100 Kilometer unter der Erdoberfläche, indem es Kalkstein, Eisenoxid und Wasser auf etwa 1500Grad Celsius erhitzte und dem 50000fachen atmosphärischen Druck aussetzte. Wie die Forscher im US-Fachjournal »Proceedings of the National Academy of Sciences« berichten, seien Spuren von Methan und Oktan entstanden. Eine Modellrechnung zeigt zugleich, dass derartige Prozesse in geringeren Tiefen nicht mehr stattfinden würden. Aus Biomasse - auch das zeigen Experimente - kann Erdöl allerdings bereits in einigen tausend Metern Tiefe entstehen. Zudem zeigt eine zweite Studie (»Nature«, Bd. 416, S. 522), dass die abiotischen Prozesse allenfalls für einen kleinen Teil des Ölnachschubs sorgen können.

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