BRICS - der »neue Wachstumspol«

Fünf-Staaten-Gipfel tagt in Indiens Hauptstadt

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 2 Min.
Unter dem Motto »BRICS-Partnerschaft für globale Stabilität, Sicherheit und Prosperität« treffen sich Staats- und Regierungschefs Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas (BRICS) am Donnerstag in Delhi zu ihrem 4. Gipfel. Gastgeber Indien übernimmt für ein Jahr den Vorsitz der Staatengruppe.

Auf dem umfangreichen Programm des Gipfels stehen Themen wie nachhaltige und ausgewogene Entwicklung, Nahrungsmittel- und Energiesicherheit, Klimawandel, die Eurokrise und Reformen der internationalen Finanzarchitektur. Vorgeschlagen wurde jüngst beispielsweise die Erhöhung der Einzahlungen der BRICS-Staaten in den Internationalen Währungsfonds bei gleichzeitiger Umverteilung der Quoten in diesem Fonds. Zu den politischen Themen des Gipfels werden gewiss auch die Entwicklungen im Nahen Osten, in Syrien und Iran gehören.

Die BRICS-Staaten sind sich ihres wirtschaftlichen, politischen und strategischen Gewichts bewusst. Immerhin repräsentieren sie etwas mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung, verfügen über rund ein Viertel der Landmasse unseres Planeten und weisen bemerkenswerte Wirtschaftswachstumsraten auf. Ihre natürlichen Ressourcen, die menschlichen und technologischen Kapazitäten sind längst nicht ausgeschöpft und machen die Gruppe zu einem wesentlichen Faktor in der Weltpolitik. Ganz zu schweigen von ihrem enormen militärischen Potenzial. Erklärtes Ziel ist der politische Dialog über eine demokratische, multipolare Weltordnung.

Vor der Presse in Neu-Delhi bezeichnete Sudhir Vyas, Sekretär für ökonomische Beziehungen im indischen Außenministerium, die Gruppe als »neuen Wachstumspol in einer multipolaren Welt«. Das habe sich im Verlauf der globalen Wirtschaftskrise gezeigt, als sie »eine vitale Rolle spielte und der Weltwirtschaft half, aus dem Schatten der Krise zu treten.« Anand Sharma, Indiens Minister für Industrie, Handel und Textilien, schlug in die gleiche Kerbe, als er sich kurz vor dem Gipfel zuversichtlich gab, dass die BRICS-Staaten auch künftig schnell wachsen werden. Zugleich verwies er darauf, dass »die Risiken für die Weltwirtschaft, die von der Schuldenkrise der Eurozone ausgehen, sowie Unsicherheiten auf den globalen Energiemärkten« natürlich auch Auswirkungen auf diese Staatengruppe haben. Der Gipfel finde zu einer Zeit statt, da man sich darum bemühe, eine nachhaltige Erholung vom globalen Abwärtstrend zu sichern.

Dem Treffen gingen am Mittwoch eine Zusammenkunft der Handelsminister, ein Wirtschafts- und ein Finanzforum mit Vertretern der Außenhandels- und Entwicklungsbanken voraus. Nach ihrer Plenarsitzung am Donnerstag wollen die Staats- und Regierungschefs nicht nur eine Deklaration und ein Aktionsprogramm, sondern auch zwei Finanzabkommen unterzeichnen, die sich im Kern auf die Verwendung von Krediten in einheimischen Währungen im Rahmen der Gruppe beziehen. Der Handel zwischen den fünf Staaten wächst jährlich um durchschnittlich 28 Prozent und hat heute ein Volumen von ungefähr 230 Milliarden Dollar.

Die ursprünglich BRIC genannte Gruppe wurde 2006 auf russische Initiative geschaffen. Südafrika trat ihr 2010 bei. Der erste Gipfel fand 2009 im russischen Jekaterinburg statt. Es folgten Brasilia 2010 und Sanya in China 2011. Der nächste Gipfel ist für 2013 in Südafrika geplant.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal