Frohe Fahrt in die Zukunft

Die Deutsche Bahn bilanzierte das vergangene Jahr und blickt auf 2020

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Deutsche Bahn sieht sich nach Ansicht von Konzernchef Rüdiger Grube auf einem guten Weg und setzt weiter auf Expansion.

Sehr zufrieden zeigte sich der Vorstand der Deutschen Bahn auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Berlin: Konzernweit konnten die Verkehrsleistungen im vergangenen Jahr gesteigert werden. Der Personenverkehr, gerechnet in Personen mal Kilometer, brachte es auf ein Plus von 0,8 Prozent, der Schienengüterverkehr, Tonne mal Kilometer, von 5,8 Prozent. Allerdings schwächelten erneut der Fernverkehr (minus 1,3 Prozent) und der bahneigene Busverkehr (minus 4,9 Prozent). Schuld am Rückgang im Fernverkehr seien das intensive Bauen, die seit Juli fehlenden Bundeswehrrekruten, aber auch die Aschewolke eines isländischen Vulkans und der Pilotenstreik hatten 2011 zu einem anormalen Ergebnis geführt. Im Landgüterverkehr nahm die Zahl der Sendungen um 18,6 Prozent zu.

Summa summarum stieg der Umsatz der Deutschen Bahn AG um zehn Prozent auf 37,9 Milliarden Euro; das Betriebsergebnis vor Steuern betrug 2,3 Milliarden Euro. Dies habe Investitionen ermöglicht, führte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube aus, die zu komfortablen, schönen und umweltfreundlichen Bahnhöfen führten. Das sehen viele Bahnkunden freilich anders.

Mehr als 5,1 Milliarden Euro seien, so Grube, in die Modernisierung und den Ausbau des Streckennetzes geflossen. Dieses schrumpfte in seiner Betriebslänge gegenüber 2010 trotzdem um 200 Kilometer.

Der Bahnchef wandte sich in seinen Ausführungen auch der Zukunft des Unternehmens bis zum Jahr 2020 zu - und geriet dabei in eine prahlerische Stimmung, wie sie von seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn sattsam bekannt war: »gute Ausgangslage«, »solide wirtschaftliche Grundlage« und »hervorragende Marktposition«, so lauteten die Stichworte. Die Deutsche Bahn sei führend in Europa und der Welt als Nummer 1 im Personennah-, im Schienengüter- und im Landverkehr sowie in der Infrastruktur.

Ziemlich mager und abstrakt fiel der Ausblick zu Themen aus, die den Bürger interessieren könnten. Dass bis 2020 insgesamt 86 Milliarden Euro, davon 34 Milliarden Eigenmittel, in die Erneuerung der Fahrzeuge, besonders im Fernverkehr, gesteckt werden soll, ist nicht aufregend. Bis dahin müssen die Fahrzeuge sowieso ersetzt werden. Was Grube als Vision benannte, das »weltweit führende Mobilitäts- und Logistikunternehmen zu sein«, orientiert sich eher an ausländischen Geschäften.

Aufhorchen ließ dagegen, dass es laut Grube ein weiteres Ziel sei, »unseren Mitarbeitern ein ganzes Berufsleben bei der DB zu ermöglichen«. Das sei eine »alte Idee und ein Wert, mit dem wir heute punkten können«. Aber war die Bahn nicht seit 1994 vom Abbau qualifizierter Mitarbeiter beherrscht? Immerhin soll jetzt eingestellt werden, jährlich 5000 bis 7000 allein in Deutschland.

Nicht gesprochen wurde indes darüber, ob und wie der Anteil der Bahn am Verkehr gesteigert werden kann. Nichts zum Fernverkehr, den andere Unternehmen einführen wollen, nichts zum Fernbusverkehr. Auch das Thema Börsengang blieb unerwähnt. Stattdessen hieß es, dass angemessene Profitabilität von zentraler Bedeutung sei. Die Zielmarke lautet: mindestens zehn Prozent Kapitalverzinsung. Um das zu erreichen, solle man weiter Chancen nutzen, um neue, profitable Märkte zu erschließen.

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