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Im Gespräch
Jan Stöß / Der 38-Jährige gilt als kommender Mann in der Berliner SPD
Der Wahlkampf um den Berliner Landesvorsitz tobt, wenn es auch nur einen offiziellen Kandidaten gibt. Es ist Michael Müller, Amtsinhaber seit 2004 und mit Formierung der rot-schwarzen Koalition auch Senator für Stadtentwicklung. Das möchte mancher Genosse bei der Vorstandswahl Anfang Juni offenbar ändern.
Als Gegenkandidat bislang nur im Gespräch ist der gebürtige Hildesheimer Jan Stöß. Der begann dort 1990 als 17-Jähriger seine Karriere mit dem Amt des Kreisschülersprechers und dem Eintritt in die SPD. In Berlin setzte er 2006 als Abteilungsvorsitzender der SPD »Am Kreuzberg« sein politisches Wirken neu an und erfolgreich fort.
Der 38-jährige Verwaltungsrichter und Ex-Finanzstadtrat ist seit Ende März mit 93,2 Prozent der Stimmen zum dritten Mal Kreisvorsitzender des Szenebezirks Friedrichshain-Kreuzberg geworden. Hier warb er für eine Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge und orientierte sich auf die »arbeitende Bevölkerung«.
Seit Februar 2012 ist Jan Stöß Sprecher der einflussreichen Berliner Linken (BL). Strategischer Wert der Parteilinken ist, dass ihr traditionell mehr als die Hälfte der Parteitagsdelegierten zugerechnet werden. Denen dürfte die Ankündigung von Jan Stöß in den Ohren klingen, die SPD stärker »als linke Volkspartei« profilieren zu wollen. Für Gerechtigkeit, so die Eigenwerbung, »trete ich ein und gehe dabei auch keinem Streit aus dem Weg«.
Die Koalition mit der CDU wird von den SPD-Parteioberen als sehr gut, sachorientiert und unideologisch gepriesen. Wenn auch Aufstände der Basis ausblieben, könnte bei ihr Bauchgrimmen aber doch fortdauern. Nach dem zehn Jahre währenden Bund mit der LINKEN und der unerfüllten Hoffnung auf Rot-Grün war die rot-schwarze Koalition für sie vielleicht doch etwas arg.
Die Forderung von Jan Stöß nach »mehr SPD pur« wäre eine Art Korrektur und kann eine Stimmung treffen. Das dürfte ihm hilfreich sein. Nützlich in mehrfacher Hinsicht kann ihm wohl auch seine Promotion sein. Die absolvierte er an der Humboldt-Universität im Jahre 2008 mit der Arbeit zum Thema: »Großprojekte der Stadtentwicklung in der Krise« - das gilt ja immer.
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