Kämpferin

Claudia Kohde-Kilsch, Sprecherin der Saar-LINKEN

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Die neue Sprecherin der Linksfraktion im Saarland sorgt für Aufmerksamkeit. Das ist mehr, als solchen Pressearbeitern normalerweise zuteil wird. Und es hat vor allem mit ihrem Namen zu tun. Claudia Kohde-Kilsch war einst, in den 80er Jahren, eine der ganz Großen im Tennissport, und wäre da nicht die Konkurrenz von Steffi Graf gewesen, wäre sie vielleicht die ganz Große geworden. 1985 stand sie auf Platz vier der Weltrangliste im Einzel, in Erinnerung ist sie dem Sport- und Tenniskenner aber als gertenschlanke Könnerin im Doppel - Platz zwei der Weltrangliste. Zusammen mit Helena Sukova gewann sie Wimbledon und die US-Open.

Kaum anzunehmen, dass dieser Weg sie in die heutige Stellung, zur Sprecherin einer Politik geführt hätte, die sich zu großen Teilen den Interessen von Abgestürzten und Benachteiligten, Entrechteten und Mittellosen verpflichtet sieht. Wenn da nicht eigene Benachteiligungen und Abstürze sinnschärfend gewirkt hätten. Obwohl ihr Schicksal dem von Steffi Graf nicht ganz unähnlich ist, sieht sie sich von dieser damals an den Rand gedrängt; in einem Interview argwöhnt sie gar, diese habe absichtlich schlecht gespielt, als beide im Olympia-Halbfinaldoppel 1988 in Seoul auf dem Platz standen. Womöglich, weil sie ihr die Goldmedaille nicht gönnte, die sie - Steffi Graf - zu diesem Zeitpunkt im Einzel bereits errungen hatte. Na, wer weiß.

Immerhin blieb damals Bronze. Und einige Millionen blieben nach der erfolgreichen Karriere, die dem Vernehmen nach allerdings der Stiefvater durchgebracht hat. Bei seinem Tod 2004 hinterließ der seiner Tochter nach jahrelangem Rechtsstreit überdies einen Schuldenberg. Da stand sie, geschieden und alleinerziehende Mutter, vor dem Ruin und meldete Privatinsolvenz an. In einem Drama hilft an dieser Stelle meist nur noch ein großes Herz. In diesem Fall das von Oskar Lafontaine. Der eröffnete ihr den Job. Sicher nicht aus altruistischem Grund; zumindest eine Kämpferin hat da gewonnen. Eine, die sich von Insolvenz nicht schrecken lässt. »Eine Partei wie jede andere«, sagt sie selbst über die LINKE, deren Mitglied sie nicht ist.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal