Nicht bloß ein Traum
Münchens Fußballerinnen entthronen mit 2:0 Pokalverteidiger 1. FFC Frankfurt
Dem historischen Tag folgte eine feuchtfröhliche Nacht: Ausgelassen feierten Bayern Münchens Fußballerinnen in Köln den ersten Pokaltriumph der Klubgeschichte bis in die Morgenstunden. »Wir haben uns heute in die Geschichtsbücher eingetragen, das ist phänomenal«, sagte der sonst so sachliche Trainer Thomas Wörle nach dem Sturz des Titelverteidigers 1. FFC Frankfurt. Währenddessen herzten seine Spielerinnen immer wieder die Silbertrophäe, wie um sich zu vergewissern, dass das gerade Erlebte nicht bloß ein Traum war.
Für das Starensemble aus Frankfurt war der 2:0 (0:0)-Sieg des FC Bayern durch die Treffer von Sarah Hagen (63.) und Ivana Rudelic (90.+1) ein Tag der Kategorie Alptraum. Als die Münchnerinnen den Pokal in den Himmel reckten, standen Fatmire Bajramaj und Co. mit versteinerten Mienen daneben und entfernten schnellstmöglich die ungeliebten Medaillen. »Wir haben alles vermissen lassen, was man in einem Finale braucht«, analysierte Saskia Bartusiak schonungslos. Nach der erneut verspielten Meisterschaft haben die einst so erfolgsverwöhnten Frankfurterinnen am Donnerstag im Champions-League-Finale in München die letzte Titelchance der Saison. Ohne Leistungssteigerung könnte gegen den Titelverteidiger Olympique Lyon im Olympiastadion ein weiterer schwarzer Abend folgen, als Tabellenvierter der Bundesliga droht dann eine Spielzeit ohne Teilnahme an der Königsklasse.
»Wir müssen jetzt die Köpfe freikriegen, um Lyon in die Knie zu zwingen«, sagte Kahlert, der aber auch seine Taktik gegen den Underdog aus München hinterfragen muss. So schickte er Spielmacherin Bajramaj auf der ungewohnten Position als Sturmspitze aufs Feld. Doch die Nationalspielerin sorgte für einen Eklat, denn dass sie am rechten Sprunggelenk verletzt war, hatte sie dem Trainer offenbar verschwiegen. »Ich bin im Abschlusstraining umgeknickt, aber ich dachte, dass es besser wird«, erklärte Bajramaj, die aber nach 40 Minuten ausgewechselt werden musste. Ob sie Donnerstag mitwirken kann, soll eine Kernspintomographie am Montag zeigen.
Während der FFC das Selbstbewusstsein vergangener Tage sucht, keimt bei den Bayern die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft. »Dieser Erfolg wird der jungen Mannschaft Auftrieb geben, die Mädels werden dadurch garantiert wachsen«, sagte der erst 30 Jahre alte Wörle, der das Konzept des Vereins bestätigt sieht: »Wir gehen unseren eigenen Weg, mit jungen Talenten und ein paar Eckpfeilern.«
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