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Historiker warnen: Willkürliche Vergleiche

  • Lesedauer: 1 Min.

Mit einem als »Berliner Erklärung« getitelten Appell wandten sich jetzt renommierte deutsche Faschismusforscher an die Öffentlichkeit, da sie »seit längerer Zeit mit wachsender Sorge eine bedenkenlose Instrumentalisierung« der NS-Zeit für aktuelle politische Zwecke registrierten. In der »nd« zugesandten Erklärung heißt es: »Willkürliche Vergleiche mit Personen und Parolen des ›Dritten Reiches‹ werden immer wieder benutzt, um dem eigenen Standpunkt Nachdruck zu verleihen und den Kontrahenten moralisch zu erledigen.«

Die Historiker beklagen, dass in öffentlichen Debatten Argumente durch persönliche Diffamierung und Denunziation ersetzt würden. Sie warnen insbesondere vor einer »leichtfertigen Verwendung der Worte Antisemit und Antisemitismus, die inzwischen für alles und jedes als Pauschalvorwurf benutzt werden. Ihr inflationärer Gebrauch ist politisch gefährlich und kontraproduktiv, weil die Begriffe auf diese Weise bis zur Bedeutungslosigkeit verharmlost und völlig sinnentleert werden, so dass sie auch außerhalb des viel zitierten deutschen Stammtisches am Ende niemand mehr ernst nimmt.«

Unterzeichnet ist die Erklärung von Wolfgang Benz, langjähriger Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topografie des Terrors, Reinhard Rürup, langjähriger wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Topografie des Terrors, sowie Gerhard Schoenberner, Gründungsdirektor der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz. nd

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