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Ein bisschen sympathisch

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 2 Min.

An manchen Tagen trifft SPD-Chef Sigmar Gabriel den richtigen Ton. Am ehesten gelingt es ihm dann, wenn es nicht um die eigene Partei geht, sondern etwa um deutliche Kritik der israelischen Besatzungspolitik. Es entwickelten sich Sympathien für Gabriel bei denjenigen, die ihm sonst nur mit Skepsis begegnen. An diesem Wochenende war es ähnlich. Zwar kann der Sozialdemokrat sich noch immer nicht durchringen, die Agenda 2010 von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) zurückzuweisen. Doch die Ausweitung des Niedriglohnsektors sei falsch gewesen, meint Gabriel. Na also, möchte man ihm zurufen, der Mann hat zumindest im Ansatz verstanden, was die Schröderianer angerichtet haben.

Nämlich nicht weniger als den größten Sozialabbau in der bundesdeutschen Geschichte. Infolge der damaligen Deregulierung des Arbeitsmarktes ist ein riesiger Niedriglohnsektor entstanden. Viele Beschäftigte verkaufen seitdem ihre Arbeitskraft zu einem Lohn, der kaum zum Überleben reicht. Nicht wenige hangeln sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag, prekäre Beschäftigung wird seit Jahren als Erfolgsmodell für mehr Beschäftigung gefeiert. Hinzu kam, dass mit den Hartz-Gesetzen die Arbeitslosen samt ihrer Familien in die Armut gestürzt wurden.

Das alles kann auch Gabriel nicht entgangen sein. Wieso er keine Abkehr von der Agendapolitik fordert, hat wohl auch damit zu tun, dass sich noch immer haufenweise Genossen in seiner Partei tummeln, die das ganz anders sehen. Und die möchte er nur ungern verprellen.

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