Keine Blumen für die LINKE?

Katrin Lompscher ist Städtebauexpertin der Berliner Linksfraktion

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Frau Lompscher, was haben Sie gegen Blumen?
Lompscher: Gar nichts.

Aber dass die Internationale Gartenbauausstellung IGA nicht nach Tempelhof kommt, findet die Berliner LINKE gut.
Es geht ja gar nicht um Blumen, sondern um ein städtebauliches Aufwertungsprojekt für das Tempelhofer Feld. Das lehnen wir ab.

Wenn städtebaulich etwas aufgewertet wird, kann das doch ganz gut sein.
Kommt ganz drauf an. Das Tempelhofer Feld wird von den Berlinerinnen und Berlinern in faszinierender Weise angenommen und für viele Aktivitäten genutzt. Sie finden es gut, so wie es ist.

...und so soll es dann eben bleiben?
Über einen längeren Zeitraum muss man natürlich auch über die Entwicklung der Freifläche des Tempelhofer Feldes nachdenken. Das ist völlig klar. Man muss nachdenken über die Nutzbarmachung des Gebäudes, das in seiner Bruttogeschossfläche das zweitgrößte Gebäude der Welt ist. Aber ein IGA-Projekt als Aufschlag für eine städtebauliche Aufwertung wäre verfehlt.

Nach Marzahn sollen die Blumen aber auch nicht?
Das Schöne ist, dass es in Marzahn schon Blumen gibt. Die »Gärten der Welt« sind ein Projekt, das seit nunmehr zehn Jahren wächst und gedeiht. Den IGA-Push braucht es also nicht. Die Gartenanlagen sind immer als Tourismusförderprojekte über Bundes- und EU-Fördermittel finanziert worden. Das kann man alles so weiter machen und einen mittelfristigen Prozess fortführen.

Die Blumen der IGA sollen auf eine Brache in Marzahn. Blumen auf einer Brache sind doch aber ganz nett.
Von Brachen würde ich in Berlin in aller Regel nicht sprechen. Die Fläche ist garantiert schon in irgendeiner Form bewachsen. Und die Fläche kann ohne Schaden ganz bestimmt auch noch ein Weilchen so liegen blieben. Da wachsen also schon Blumen und man kann sich der Veränderungen für einen längeren Zeitraum schrittweise annehmen.

Im Bezirk gibt es Überlegungen, dass mehr Touristen angelockt werden könnten; man denkt sogar wieder über ein Hotelprojekt nach.
Die Gärten der Welt entwickeln sich als hervorragender Anziehungspunkt und Sehenswürdigkeit über die Grenzen des Bezirks und Berlins hinweg. Da kann es überhaupt nicht schaden, wenn man über weitere touristische Marketing-Konzepte nachdenkt. Wenn jemand in Marzahn ein Hotel baut, ist das auch nichts Falsches. Ich warne nur davor, Heilsversprechungen mit einem IGA-Projekt zu verbinden. Die IGA kostet Geld des Landes Berlin und fordert gepfefferte Eintrittspreise. Eine Erweiterung der »Gärten der Welt« kann man ohne IGA machen.

Berlin hat sich beworben und ein Rückzieher kostet Millionen?
Es gibt keine verlässlichen Informationen, wie hoch Schadenersatzforderungen sind. Es gibt jedoch Aussagen darüber, wie hoch die Kosten der geplanten IGA in Tempelhof waren. Da ist von über 50 Millionen Euro die Rede. Es würde mich überraschen, wenn ein möglicher Schadenersatz diesen Umfang annähernd erreicht.

Fragen: Klaus J. Herrmann

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