Wettschrumpfen

Kommentar von Fabian Lambeck

  • Lesedauer: 1 Min.

Hurra, die SPD ist wieder die mitgliederstärkste Partei Deutschlands. Wie die Agenturen am Dienstag meldeten, hat die große alte Dame erstmals seit vier Jahren wieder mehr Mitglieder als die Konkurrenz von der CDU. Ein schöner Erfolg für die Sozialdemokraten, möchte man meinen. Doch wenn man die Meldungen etwas genauer liest, dann stellt man fest, dass hier ein bizarrer Wettlauf im Gange ist. Ihren ersten Platz verdankt die SPD nicht etwa dem üppigen Zulauf von Neumitgliedern, sondern dem Umstand, dass ihre Verluste geringer ausfallen als bei der CDU. Beide Parteien kämpfen seit Jahren erfolglos gegen den massiven Mitgliederschwund. Allein die SPD verlor seit 1990 mehr als 400 000 eingeschriebene Genossen. Und so schrumpfen die beiden Dinosaurier des Politikbetriebs um die Wette. Allerdings sieht es bei FDP und Linkspartei nicht viel besser aus. Auch bei ihnen leeren sich die Mitgliederverzeichnisse. Parteifunktionäre verweisen entschuldigend auf den demografischen Wandel oder das gesellschaftliche Klima.

Doch so alt und egoistisch sind die Deutschen nicht. Wie sonst ist zu erklären, dass sich etwa die Piraten über Mitgliederzuwächse freuen dürfen. Eine frische Agenda, ein Hauch von Rebellentum und gefühlte flache Hierarchien machen Politik offenbar attraktiv für junge Menschen.

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