Karawane der Rollatoren

Ralf Hutter will mehr Alte in der Politik

  • Lesedauer: 1 Min.

Ich sehe sie schon vor meinem geistigen Auge, die Rollatorenkarawane. Bei den drohenden Mieterhöhungen für die Seniorenwohnanlage in der Palisadenstraße müssten wohl alle 150 altersgerechten Wohnungen geräumt werden. Zum Glück bekam niemand einen Herzinfarkt, als der Vermieter neulich auf einer Versammlung eine Verdoppelung der Miete in Aussicht stellte.

An den Regelungen des sozialen Wohnungsbaus wurde schon viel kritisiert - aber der vorliegende Fall klingt ganz nach einem Schildbürgerstreich. Da wird ein Haus für mehr oder weniger bedürftige Alte gebaut. Aber nach 15 Jahren, wenn die Alten noch älter sind, ist mit dem Ende der staatlichen Förderung alles vorbei. Bestenfalls mit weiteren Senatsgeldern, dem temporär gezahlten Mietausgleich, können sich die Mieterinnen und Mieter noch eine Weile halten.

Die Kurzsichtigkeit der Politik zeigt sich in diesem Fall überdeutlich. Das besondere Problem scheint hier zu sein, dass niemand eine solche Wohnanlage auf dem Zettel hatte, wo es vor juristisch definierten Härtefällen wimmelt. Vielleicht wäre es heilsam, dass Rollatorenkarawanen auch mal Rathäuser und Parteibüros heimsuchen. Offensichtlich wäre es sicherer, wenn die Alten ihre Interessen selbst vertreten. Zumal die, die sich nie durch die Führung eines Bauunternehmens eine goldene Nase verdienen konnten.

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