Organspendeskandal weitet sich aus

Ermittlungen in Regensburg / Klinikdirektor beurlaubt

  • Lesedauer: 2 Min.
Erst Göttingen - jetzt Regensburg. Der Organspendeskandal weitet sich aus. Auch in Regensburg sollen in 23 Fällen die Krankendaten bei Transplantationen manipuliert worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und der Chef der chirurgischen Klinik wurde beurlaubt.

Regensburg (dpa/nd). Der Organspendeskandal hat weit größere Ausmaße als zunächst angenommen. Nach dem Universitätsklinikum Göttingen gerät auch die Universitätsklinik Regensburg immer mehr ins Visier der Fahnder. Dort sollen von 2004 bis 2006 in 23 Fällen die Krankendaten bei Lebertransplantationen manipuliert worden sein. Nach einer Strafanzeige des Klinikums ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Hausinterne Überprüfungen hätten Hinweise auf Manipulationen bei Lebertransplantationen ergeben, sagte Oberstaatsanwalt Wolfhard Meindl am Donnerstag. »Wir haben das Klinikum aufgefordert, uns eine deutlich detailliertere Auflistung der aufgeführten Vorwürfe zu geben«, betonte Meindl. Er schloss nicht aus, auch die Krankenakten in den betroffenen Fällen auszuwerten.

Als erste Konsequenz sei der Direktor der chirurgischen Klinik, Professor Hans J. Schlitt, mit sofortiger Wirkung beurlaubt, erklärte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) am Donnerstag. Er habe möglicherweise bei der Kontrolle des hauptverdächtigen Oberarztes versagt. Weitere Fälle seien nicht auszuschließen, sagte Heubisch.

Der Skandal um die Zuteilung von Organspenden war mit den Verdächtigungen gegen einen Oberarzt ins Rollen gekommen, der zuerst in Regensburg und später im Göttinger Uniklinikum Krankenakten gefälscht haben soll. Dabei soll er die Krankheit auf dem Papier verschlimmert haben, damit den betreffenden Patienten schneller eine neue Leber implantiert wurde. Der Arzt, der seit November vom Dienst suspendiert ist, habe sich vermutlich ins Ausland abgesetzt, sagte Heubisch.

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