Jede dritte Sozialwohnung weg

800 000 weniger in den letzten zehn Jahren / Immobilienhandel boomt

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Drittel aller Sozialwohnungen ist in den letzten zehn Jahren verloren gegangen. Einkommensschwache Schichten in Großstädten haben es immer schwerer. Gleichzeitig stiegen die Immobilienpreise stark an.

Nach einer gestern veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln sind die Immobilienpreise in den fünf größten deutschen Städten von 2003 bis 2011 stark angestiegen - beispielsweise in Hamburg um 31 Prozent, in Berlin um 39 Prozent. Doch von einer »Immobilienblase« keine Spur, sagen die Forscher. Vielmehr deuteten die Zahlen auf gestiegene Nachfrage und wachsende Attraktivität von Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main und Köln hin.

Des einen Freud ist des anderen Leid: Die Zahl der Sozialwohnungen sank zwischen 2002 und 2010 von 2 470 605 auf 1 662 147 Ende 2010 - um gut ein Drittel. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Caren Lay (LINKE) an das Bauministerium hervor. Der meiste Wohnraum ging in Sachsen (-62,7 Prozent) verloren. In Sachsen-Anhalt sank die Zahl um 58,6 Prozent, in Bremen um 57,9 Prozent, in Baden-Württemberg um 52,6 Prozent. Die positiven Beispiele sind rar: In Thüringen stieg die Zahl der Sozialwohnungen um satte 328,3 Prozent von 12 861 auf 55 090, in Brandenburg um 33,9, in Schleswig-Holstein um neun Prozent.

»Offenbar hat man den sozialen Wohnungsbau in den letzten Jahren völlig aus den Augen verloren«, sagte Caren Lay auf nd-Anfrage. Der neoliberale Gedanke, »dass alles privat sein muss«, habe sich in der Wohnungspolitik niedergeschlagen. Auch der Bund sei nun in der Pflicht, stärker in den sozialen Wohnungsneubau zu investieren, so Lay.

Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) sagte am Donnerstag indes: »Die Länder müssen jetzt dafür Sorge tragen, dass in den dynamischen Regionen ausreichend Wohnungen gebaut werden. Sie müssen vor allem Angebote für einkommensschwache Haushalte schaffen.« Doch auch der Minister sieht, dass die Preise für Immobilien in den Großstädten weiter steigen werden. »Hier kann es vor allem für einkommensschwächere Haushalte zu Versorgungsschwierigkeiten kommen.«

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