Der K-700 läuft noch immer

Das »Agroneum« in Alt Schwerin hat eine große Sammlung historischer Landmaschinen

  • Winfried Wagner, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Hinten Moskwitsch, vorne Opel - nicht nur kuriose Eigenbau-Maschinen, sondern auch reguläre historische Landmaschinen können im Agroneum in Alt Schwerin besichtigt werden.

Alt Schwerin (dpa/nd). Traktoren und Maschinen aus Schönebeck, Nordhausen, Brandenburg und Zwickau - im neuen Agroneum in Alt Schwerin sind alle Hersteller aus der DDR-Zeit vertreten. Nach fast drei Jahren Um- und Neubau öffnete die agrarhistorische Einrichtung Ende Juli. Für 5,7 Millionen Euro konnte das Freigelände im Kreis Mecklenburgische Seenplatte zu einem Bildungs- und Erlebniszentrum der Landwirtschaft umgestaltet werden, freut sich Agroneum-Leiterin Anke Gutsch.

Die 1963 gegründete Einrichtung gilt seit Jahren als Treffpunkt europäischer Traktoren- und Dampftechnikfans, die sich auch Anfang August hier wieder treffen. Durch intensives Sammeln - vor allem seit 1990 - verfügt das Agroneum unter anderem über eine der größten Sammlungen von Gerätschaften kreativer Bastler aus Ostdeutschland, konnte das aber bisher nicht zeigen.

»Wir hatten drei Gebäude, die bis unter das Dach mit Exponaten voll waren, jetzt konnten wir durch das neue Schaumagazin und zwei Traktoren-Pavillons wenigstens ein Lagergebäude leer räumen«, so Anke Gutsch.

Ein Rundgang durch das Schaumagazin mit drei Etagen Technik lässt die Herzen der Bastler höher schlagen - die »Marke Eigenbau« war populär in der DDR. So arbeitet eine Mähmaschine mit dem Motor einer Melkanlage. Daneben steht ein Kleintraktor, der aus einem AWO-Motorrad hervorging, andere Modelle entstanden aus Motorrollern wie »Troll« oder Trabant-Technik.

Manche Exponate mischten auch Ost- und West-Technik, wie eine Antriebmaschine aus Parchim zeigt: Lenkung von einem Lkw, Motor vom Trabant, Hinterachse vom Moskwitsch und Vorderachse von Opel. »Der läuft noch, wie vieles hier«, lacht die Agroneum-Chefin.

Das Agroneum, zu dem auch ein langer Bauernkaten und eine Schnitterkaserne im Dorf gehören, soll das Leben der norddeutschen Landbevölkerung in den letzten 150 Jahren verdeutlichen. Ein Schwerpunkt ist die historische Dampf- und Traktorentechnik, wie gleich vier rund 100 Jahre alte Dampflokomobile zeigen, sogar mit einem Zehn-Schar-Pflug. In der Präsentationshalle steht ein 215 PS-starker Traktor K-700 aus russischer Produktion: »Hergestellt in Leningrad«. Aus Leningrad wurde inzwischen St. Petersburg, die vor 50 hergestellten Maschinen laufen mancherorts noch immer.

Zu sehen sind aber auch Holländerwindmühle, Schmiede, Seilerei, Agrarflugzeuge, eine Stellmacherei und eine Feldbahn. Ein großer Teil des Umbau-Geldes ist daneben in Spielanlagen für Kinder geflossen.

Mit dem Umbau sollten die bisher verstreuten Gebäude und Anlaufpunkte konzentriert werden. Die Betreiber hoffen auf jährlich rund 50 000 Besucher.

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