Romney sticht Obama aus

Beim Spendensammeln hat der USA-Präsident die schlechteren Karten

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Neunzig Tage vor der Präsidentschaftswahl hat der Amtsinhaber Barack Obama eine Schlacht schon verloren: Beim Spendensammeln ist er weit hinter seinen Herausforderer Mitt Romney zurückgefallen.

Mitt Romney liegt vorne. Der 65-jährige republikanische Herausforderer, dessen Privatvermögen auf 250 Millionen Dollar geschätzt wird, hat Präsident Barack Obama auch im Juli bei der Sammlung von Spendengeldern hinter sich gelassen. Damit verfestigt sich ein Trend, denn Romney hatte bereits in den beiden Vormonaten die Nase vorn. Die Wahlkampforganisation des früheren Gouverneurs von Massachusetts teilte mit, sie habe im Juli 101 Millionen Dollar kassiert, 26 Millionen mehr als Obamas Organisation; die vermeldete 75 Millionen. Der Abstand zwischen beiden verringerte sich damit geringfügig gegenüber Juni, als Romney 106 Millionen und Obama 71 Millionen Dollar eingenommen hatte.

Knapp drei Monate vor der Wahl am 6. November entwickelt die Kampagne eine derartige Konzentration auf die Geldbeschaffung, dass US-amerikanische Medien inzwischen von einer »veränderten Natur des Rennens um die Präsidentschaft« sprechen. Zum Beleg rechnete die »Washington Post« vor: »Jeder der beiden Kandidaten kümmerte sich in der Mehrzahl seiner Veranstaltungen im Juli direkt um Geldbeschaffung. Sie kamen zu diesem Zweck öfter in Kontakt mit zahlenmäßig kleinen, aber elitären Spendergruppen als mit größeren Wählerversammlungen bei öffentlichen Auftritten.«

Obamas Terminkalender für den zurückliegenden Monat wies 17 Wahlkampf bezogene Reden und 21 Veranstaltungen auf, bei denen Spender jeweils Tausende Dollar für ein Essen mit dem Präsidenten hinterlegten.

Ex-Gouverneur Romney hielt sogar doppelt so viele Geldgalas ab wie reguläre Wahlauftritte. Selbst seine jüngste, erste Auslandsreise als Präsidentschaftsanwärter nutzte er in London und Jerusalem für sogenannte Fundraisers. Rechtsanwalt Michael Toner, der vor acht Jahren den späteren Präsidenten George W. Bush und 2008 den republikanischen Kandidaten John McCain beriet, erklärte jetzt: »Die Präsidentschaftsanwärter wenden mehr Zeit als je zuvor für die Geldbeschaffung auf. Unser Land ist in der Mitte gespalten, und jede paar Millionen Dollar in der Hinterhand können im Oktober in umkämpften Bundesstaaten wie Ohio, Florida oder anderen sogenannten Swing States den Unterschied ausmachen.« Doch Achtung: Die Monatsabrechnungen der Spendengelder geben kein vollständiges Bild. Sie enthalten nicht die riesigen Summen, die nicht an die offizielle Wahlkampforganisation des Herausforderers beziehungsweise des Präsidenten, sondern an Mittelsmänner beider fließen - und seit einem Grundsatzurteil des Obersten Gerichts der USA von Anfang 2010 keinerlei Beschränkung unterliegen. Mit diesen Mitteln werden vor allem die - von Wahl zu Wahl immer ausufernderen - Schlammschlachten im Fernsehen finanziert.

Laut dem Unternehmen Kantar Media/CMAG haben beispielsweise dollarpotente Sympathisantengruppen Romneys im Juli Obamas Werbebataillone im Fernsehen finanziell im Verhältnis Neun zu Eins übertrumpft. Die beiden führenden Politischen Aktionskomitees (PACs) auf Seiten Romneys verfügten nach Angaben der »Washington Post« Ende Juni über 53 Millionen Dollar, während das führende PAC zugunsten des Präsidenten nur 3 Millionen Dollar besaß. Vor allem auf das Konto der PACs gehen Verunglimpfungen des ersten schwarzen Präsidenten, der nach wie vor wahlweise als im Ausland geborener Muslim, als Stalin- oder Hitler-Sympathisant, Faschist oder Kommunist geschmäht wird. Neuerdings kann man ihm auf den Highways auch in Gestalt von Autoaufklebern begegnen - dargestellt als Schimpanse, verbunden mit dem Schriftzug »Obama 2012«.

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