Gescheitert

Øystein Maeland / Der norwegische Polizeichef ist zurückgetreten

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Anschläge von Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya haben nach über einem Jahr ein weiteres Opfer gefordert. Nach der Veröffentlichung des Berichts einer unabhängigen Kommission über das Fehlverhalten der Polizei an jenem 22. Juli 2011, als Breivik 77 Menschen ermordete, ist Øystein Maeland am Donnerstag vom Posten des Polizeichefs von Norwegen zurückgetreten. Dies gab Justizministerin Grete Faremo am Donnerstagabend in einer Fernsehsendung bekannt.

Noch vor der Urteilsverkündung für Breivik, die am nächsten Freitag erwartet wird, haben die Norweger eine Person, die Verantwortung übernimmt, zumindest für das Versagen der Behörden. »Als Polizeichef fühle ich mich verantwortlich«, sagte Maeland bei der Vorstellung des Berichts am Montag. Der ergab, dass die Beamten Einsatzregeln missachtet und zu langsam gehandelt haben. Zudem hätte der Geheimdienst Breivik rechtzeitig auf die Spur kommen und die Attentate so verhindert werden können.

Während nicht sicher ist, ob Breivik schuldig gesprochen wird und damit im Gefängnis landet oder doch in einer psychiatrischen Klinik, stellt Maeland das scheinbar notwendige Bauernopfer dar. Sein Parteifreund und Ministerpräsident Jens Stoltenberg konnte Rücktrittsforderungen diese Woche noch abwehren. Dafür muss Maeland gehen, der nur wenige Tage vor Breiviks Taten das Amt des Polizeichefs übernommen hatte. Dabei war der 52-Jährige lange von den Sozialdemokraten geachtet. In den 80er Jahren war er bereits Funktionär der Jugendorganisation AUF. Unter mehreren Justizministern arbeitete er zwischen 1994 und 2001 als Staatssekretär im Justizministerium - darunter auch für Faremo.

Das Scheitern Maelands ist wohl letztlich nicht darin begründet, dass er und seine Kollegen Breivik nicht aufhalten konnten, sondern darin, dass er es in dem Jahr danach nicht geschafft hat, das Vertrauen in die Arbeit der Polizei wieder ausreichend zu stärken. Als ausgebildeter Psychiater weiß er wohl sehr gut, wie wichtig dieses Vertrauen ist - nicht selten ist es wichtiger als Qualifikation.

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