»Keine Aufgabe ist unlösbar«

Kopfrechnen-Weltmeister Mittring bei der Weltmeisterschaft in London am Start

  • Miriam Schmidt, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Achtmal war Gert Mittring schon Weltmeister im Kopfrechnen, im Wurzelziehen hat er einen Weltrekord aufgestellt. Komplizierteste Aufgaben löst er mühelos - und nutzt das auch in seinem Alltag.

Drei Stunden Zeit und mehrere Seiten mit Rechenaufgaben wie Wurzelziehen oder Bruchrechnen. Als Hilfsmittel gibt es nur das menschliche Gehirn - Taschenrechner oder Notizen sind nicht erlaubt. Gert Mittring (46) aus Bonn ging bei der WM im Kopfrechnen in London am gestrigen Abend als Titelverteidiger ins Rennen. Im Interview sagt er, wie ihm das Talent im Supermarkt hilft und warum für ihn keine Aufgabe unlösbar ist.

● Herr Mittring, nutzen Sie Ihre Begabung auch im Alltag?

Im Alltag ist das natürlich extrem hilfreich, im Supermarkt oder im Bankenwesen, wo man mit Zinsen was machen kann. Das macht richtig Spaß. Wenn ich in den Supermarkt reingehe, dann weiß ich eben schon: Was habe ich an der Kasse zu zahlen? Das lohnt sich auch, wenn Sonderangebote eine Rolle spielen und die versehentlich nicht mehr im Computer drin sind, da kann man schon einiges sparen.

● Kommen Sie auch ein paar Tage ohne Zahlen aus?

Ich liebe Krimis, bin auch in philosophischen Kreisen drin, in Literaturzirkeln, das mache ich auch sehr gerne. Das ist nicht so zahlenintensiv. Dann habe ich auch mal deutlich weniger mit Zahlen zu tun. Das darf auch nie ein Zwang werden, das muss immer aus Freude und Spaß herauskommen.

● Haben Sie Aufgaben oder Zahlen, die Sie besonders gern mögen?

Das Wurzelziehen ist spannend. Das sind Aufgaben, die ich relativ gerne mag. Dass man aus einer vielstelligen Zahl eine Wurzel ziehen muss, das macht besonders viel Spaß.

● Wann und wie haben Sie gemerkt, dass Sie ein besonderes Talent fürs Rechnen haben?

Von klein auf. Ich habe mit zwei, drei Jahren schon Kellner und Kassierer im Supermarkt korrigiert. Ich muss gestehen, dass mir das nicht besonders viel Mühe bereitet hat. Das liegt mir eben gut.

● Gibt es eine Aufgabe, die Sie nicht lösen könnten?

Die Frage ist, was man unter »lösen« versteht. Es gibt bestimmte Divisionen oder Produkte, die gehen nicht genau auf, wenn man sie miteinander verrechnet. Dann muss man so und so viele Nachkommastellen angeben. Je mehr Stellen, desto schwieriger wird die Aufgabe. Irgendwann ist die Aufgabe extrem unhandlich, dann kann man sie kaum mehr aus der Erinnerung lösen. Im Prinzip ist eigentlich keine Aufgabe unlösbar, aber man muss sich damit abfinden, dass man das Ergebnis nur annäherungsweise angeben kann.

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