Wie fahren Sie nach Gaza?

Lasse Fersters, 57-jähriger Schwede, will zum zweiten Mal nach Gaza

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Sie machen hier in San Sebastián in Spanien mit Ihrer Solidaritätsflotte für Gaza Zwischenstation. Wann haben Sie die Reise begonnen?
Fersters: Für mich begann es Ostern, als das Segelschiff in Finnland für diese Reise gekauft wurde. Seither haben wir die »Estelle« mit vielen Freiwilligen auf Vordermann gebracht. Es musste einiges repariert werden. Ich bin Schmied und hatte viel Arbeit. Ich habe die ganze Zeit auf dem Schiff gelebt. Nun sind 17 Besatzungsmitglieder aus Finnland, Norwegen und Schweden unterwegs.

Was ist das Ziel der Reise?
Der Gaza-Streifen. Wir segeln ja nicht zum Vergnügen. Die Palästinenser dort leiden unter der unakzeptablen Situation der israelischen Belagerung. Viele Güter fehlen, wir bringen vor allem Zement, dazu Medikamente und eine Anlage, um über Solarenergie aus Meerwasser Trinkwasser zu erzeugen. Wir haben auch 600 Fußbälle dabei. Es ist zwar nur ein Sandkorn, aber wir versuchen, die Seeblockade zu durchbrechen und wollen auf die Situation aufmerksam machen. Unsere Regierungen kritisieren zwar, doch sie tun nichts. Wir tun das, was unsere Regierungen tun müssten.

Welcher Weg liegt hinter Ihnen?
Von Örebro in Nordschweden sind wir gestartet, haben in Schweden Stockholm, Malmö, Göteborg angelaufen, danach ging es in die norwegische Hauptstadt Oslo. Über Kristiansand steuerten wir in den Ärmelkanal und nahmen in Frankreich in Douarnenez an einem Filmfestival teil. Dann haben wir den Golf von Biskaya durchquert und sind nun im spanischen Baskenland.

Welche Erfahrungen wurden auf der bisherigen Reise gemacht?
Die Resonanz ist positiv. Doch was wir hier in Donostia/San Sebastián erleben durften, ist grandios. Wir hatten einen guten Empfang erwartet, doch das wurde weit übertroffen. Ich musste mir bei der Ankunft die Sonnenbrille aufsetzen, weil mir die Tränen kamen. Gut 50 Schiffe und Kajaks warteten am Morgen in der Hafenbucht. Hunderte standen im Hafen und schwenkten palästinensische und baskische Fahnen. Es wurde für uns getanzt, der Bürgermeister erwartete uns und nahm uns mit ins Rathaus, viele kommen, es gab Konzerte ... Es ist fantastisch, die Basken haben unsere Herzen gestürmt. Ich glaube, weil sie ebenfalls für Unabhängigkeit kämpfen, verstehen sie die Palästinenser besser als wir Schweden.

Wie geht es weiter?
Wir fahren nach Bermeo, einer Stadt bei Gernika. Die ist für die Basken wichtig und wurde von deutschen Flugzeugen nach dem Putsch der spanischen Generäle 1937 zerbombt. Danach werden wir um Portugal herum ins Mittelmeer segeln und dort Barcelona und Marseille anlaufen. Über Italien geht es dann in Richtung Gaza, wo wir im Oktober sein wollen.

Werden Sie es im dritten Anlauf schaffen?
Wir haben gelernt und werden Griechenland nicht mehr anlaufen. Das Land hat uns 2011 gehindert, mit den zehn Schiffen der Friedensflottille II auszulaufen und uns überrascht. 2010 wurden die Schiffe gewaltsam von der israelischen Armee geentert. Neun Teilnehmer wurden ermordet und mehr als 50 schwer verletzt. Wir werden sehen, wie sie uns diesmal überraschen wollen. Doch wir versuchen durchzukommen.

Fragen: Ralf Streck, San Sebastián

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