Kultur-Los in Frankreich
Kommentar von Hans - Dieter Schütt
Geist herrscht nicht, er ist selbstverständlich, und er ist selbstverständlich etwas Dominantes. Jedenfalls in Frankreich.« Das sagte einst Jean-Paul Sartre, und Regierungen - als glaubten sie einem linken Intellektuellen! - legten doch tatsächlich Scheu an den Tag. Die Scheu nämlich vor Streichung. Der Kulturetat war lange Zeit ein gewisses Heiligtum in den Haushalten des Staates. Das ist nun vorbei, erstmalig seit zehn Jahren, und für den Einschnitt zeichnet ausgerechnet eine linke Geschäftshoheit verantwortlich: Präsident Hollande kürzt die Kulturmittel und lässt Projekte der Sarkozy-Ära stoppen.
Es heißt, die meisten würden »lediglich« in die Zukunft verschoben. Zukunft ist das Hauptwort der Politik, wenn es etwas zu versprechen gilt. Zukunft ist aber auch das Hauptwort, wenn es darum geht, jenes andere Wort zu vermeiden, das den wahren Zeitpunkt der eingelösten Versprechen benennt: Sankt-Nimmerleinstag.
Frankreich sprach bei seinen Finanzen selbst immer von der »kulturellen Ausnahme«. Das war der stolze Blick auf den Rest des Kontinents - nun rückt Europa weiter zusammen: Kultur als hoher Geldposten wird prinzipiell durchgereicht. In dem einen Land schneller, woanders langsamer. »Sonstiges« heißt der Tagesordnungspunkt, und die täglichen Nachrichtensendungen des Fernsehen geben das Modell: Kulturereignisse kommen dort in der Regel kurz vor dem Wetterbericht - da weiß man doch gleich, woher der Wind weht
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