Vattenfall nicht dicht oder Lücke bei Greenpeace

Landtagsabgeordneter äußert sich zur Sicherheit des Dorfes Lieske am Tagebau Welzow-Süd II

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Droht dem Lausitzdorf Lieske eine Katastrophe wie Nachterstedt in Sachsen-Anhalt, vom am 18. Juli 2009 eine Kippe abrutschte, Häuser mitriss und drei Menschen verschüttet wurden? Für den Landtagsabgeordneten Gerd-Rüdiger Hoffmann (LINKE, aber fraktionslos) ist diese Frage keine Panikmache. Es gehe darum - »bei aller Würdigung der ingenieurtechnischen Leistungen der Bergleute« - Gefahren im Auge zu behalten, sagte Hoffmann gestern.

Ralf E. Krupp machte in einem Gutachten für die Umweltorganisation Greenpeace darauf aufmerksam, dass die 10,6 Kilometer lange Dichtwand zwischen dem geplanten Braunkohletagebau Welzow-Süd II und dem Lausitzer Seenland nicht halten könnte. Bedroht wären dadurch eventuell die Bewohner von Lieske, Autofahrer auf der B 156 sowie Beschäftigte des Energiekonzerns Vattenfall.

In den Augen des Abgeordneten Hoffmann ist das Gutachten »ein ernsthaftes Argument« gegen den Tagebau Welzow-Süd II, zu dem bis gestern eine drei Tage dauernde Anhörung in der Messe Cottbus stattfand. Weil die drei Tage nicht ausreichten, soll die Anhörung in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Hoffmann erklärte, wenn jetzt von Vattenfall, Regierung und Bergamt der Einwurf komme, das Gutachten berücksichtige nicht alle Aspekte, so könne er nur sagen: »Dieses Gutachten berücksichtigt einen Aspekt, der bisher nicht angemessen berücksichtigt wurde.«

Im Tagebau wird der Grundwasserspiegel gesenkt, um sich zum Kohleflöz durchbaggern und den Rohstoff fördern zu können. Die Dichtwand soll verhindern, das Grundwasser seitlich zufließt. Vattenfall hat Argumente Krupps in einer Kurzeinschätzung hinterfragt. Darin heißt es etwa, wenn der Gutachter unterstelle, dass eine Dichtwand niemals tiefer als 100 Meter eingegraben werden könne, so beziehe er sich nicht auf den neuesten Stand der Technik. Die zwei modernen Geräte, die für die Dichtwand eingesetzt werden, seien für eine Tiefe bis zu 130 Meter ausgelegt. Derzeit erforderliche Tiefen von 108 bis 110 Meter »wurden bisher selbst bei schwierigsten geologischen Verhältnissen erfolgreich realisiert«.

Die Technologie sei sicher und wirksam, beteuerte Vattenfall. Die Dichtwand könnte einen Druck von 6,3 bar und auch weitaus mehr aushalten, was Krupp in Zweifel gezogen hatte. Außerdem seien die Verhältnisse an eine Tagebaukippe wie Nachterstedt nicht einfach auf einen Tagebau wie Welzow-Süd II zu übertragen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.