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„Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“

  • Lesedauer: 2 Min.

Buch, Regie: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen kriegen auch ein feister Macho in einer Bar und daheim der eklige Stiefvater ganz buchstäblich ihr Teil ab. Nur 70 Minuten kurz ist Kaurismäkis Film, und viel länger wären seine Geschichte und sein extrem schnörkelloser, bis an die

Schmerzgrenze verknappender Inszenierungsstil vielleicht auch nicht auszuhalten.

Da ist kein kompliziertes Geflecht von Motiven, keine Wegschekte, an der die Handlung einen anderen Verlauf nehmen könnte. Kaurismäki inszeniert geradlinig von A nach B und läßt uns folgerichtig vor dem oben beschriebenen fatalen Ende mit. gleicher Unausweichlichkeit erfahren, von wo .die Tat seiner Heldin dhren Ausgang nimmt: immer gleiche Handgriffe in der Streichholzfabrik, immer gleiche wort- und trostlose Feierabende vor dem Fernseher, immer wie-

der die Enttäuschungen, wenn in der Disco nur däe anderen, hübscheren Mädchen Anschluß finden.

Kati Outinen verkörpert diese Iris als eine Figur zwischen naivem Lieschen Müller und männermordender Ernanze, gibt ihr ein Gesicht, das einen noch nach Tagen verfolgt und keine Worte braucht, um Schmerz, Hilflosigkeit, Hoffnung oder teuflische Mordlust zu verraten. So wird ihre Tat zur Revolte ohne lautes Lamento - still und tödlich wie ein Pistolenschuß mit Schalldämpfer.

HANS GÜNTHER D1CKS

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