Evakuierung aus Zaire unter Fallschirmjäger-Schutz
Kinshasa/Brüssel/Paris (dpa/ND). Nach dem Eingreifen französischer Fallschirmjäger hat sich die Lage zumindest in der zairischen Hauptstadt Kinshasa am Dienstag wieder normalisiert. Inzwischen soll es im ganzen Land zu Meutereien und Protesten gekommen sein, so daß Diktator Mobutu die Verhängung des Ausnahmezustands erwägt. Angesichts dessen will die Pariser Regierung die in Zaire lebenden über 4000 Franzosen zu evakuieren. Auch ein großer Teil der rund
10 000 Belgier, der 40 000 Portugiesen sowie die 250 Deutschen sollen ausgeflogen werden.
Französische Einheiten drangen vom Flughafen N'Djili und von Brazzaville, der Hauptstadt der benachbarten Republik Kongo, über den Zaire-Fluß in die Innenstadt Kinshasas vor. Der Vormarsch verlief nach Angaben des Pariser Au-ßenministeriums „ohne Widerstand“. Der Internationale Flughafen N'Djili wurde am Dienstag wieder von regulären Einheiten
kontrolliert, blieb aber für den zivilen Flugverkehr geschlossen.
Ministerpräsident Martens sagte in Brüssel, die Operation sei mit Frankreich, den USA und dem zairischen Staatschef abgesprochen. Die Intervention habe „rein humanitären Charakter und schließt jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten Zaires aus“.
Nach Angaben der amtlichen zairischen Nachrichtenagentur AZAP wurden bei den Übergriffen 30 Einheimische getötet. Etwa 60
Menschen seien verletzt worden, darunter aber keine Europäer. Ein Soldat der Eingreiftruppe kam ums Leben.
Die Unruhen haben nach offiziellen Angaben mittlerweile auf die Provinz übergegriffen. Schußwechsel wurden aus Lubumbashi und Kolwezi in der Provinz Shaba gemeldet. Frankreich schließt auch dort ein Eingreifen nicht aus. Die französischen Truppen gehören zu Einheiten, die ständig in Bangui (Zentralafrika) und N'Djamena (Tschad) stationiert sind.
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