Chronologie der Gewalt von rechts ~ ein Monat wie jeder andere
Rostock ist - so makaber es klingt - eigentlich keine besondere Ausnahme. Das „Ausländer-Aufklatschen“ gehört in Deutschland, Ost wie West, längst zum Alltag. Je häufiger Überfälle von Rechtsradikalen gemeldet werden, desto mehr stumpfen die Sinne ab - der Mensch gewöhnt sich an (fast) alles. Und so nimmt er die alltägliche Gewalt schließlich kaum noch zur Kenntnis. Im folgenden resümieren wir - unvollständig - Gewalt eines Monats. Der Juni 1992, es hätte auch jeder andere sein können.
1. 6.: Überfall auf ein Asylbewerberheim bei Karlsruhe, bei dem zwei Tunesier verletzt werden.
2. 6.: Fünf Verletzte bei Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremisten und Antifaschisten in Suhl. Ein in München lebender Stadtstreicher, seit 13 Jahren anerkannter Asylsuchender, wird zusammengeschlagen und stirbt an den Verletzungen.
3. 6.: Brandanschlag auf ein Haus in Sonthofen, in dem Familien verschiedener Nationalitäten leben.
4. 6.: Wiederholter Brandanschlag . auf ein Asylbewerberheim in Elsterwerda. Die Massengräber des KZ Sachsenhausen werden geschändet.
5. 6.: 15 Neonazis stürmen in Pfiffelbach, Landkreis Apolda, eine Tanzveranstaltung und provozieren eine Schlägerei. Gewaltsame Auseinandersetzungen in Seehausen bei Gotha zwischen Skinheads und Einwohnern.
6. 6.: Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Liebertwolkwitz
bei Leipzig. 15 Verletzte bei einer von Skinheads verursachten Schlägerei in einer Diskothek in Alt-Schwerin. 22 Skins werden nach einer Schlägerei in Eberswalde-Finow festgenommen. 200 Bewohner eines Asylbewerberheims in Mannheim sind tagelang von Skinhead-Angriffen bedroht. 7. 6.: Skinheads überfallen einen Zeltplatz in Nudow (Brandenburg) - zwei Verletzte.
11. 6.: Mehrere Verletzte bei einer brutalen Polizei-Razzia im Asylbewerberheim Freiberg, wo nach angeblichem Diebesgut gesucht wurde.
12. 6.:Schwere Auseinandersetzungen in Bonn zwischen Antifaschisten und Anhängern der rechtsradikalen FAP, nachdem diese Jagd auf Ausländer gemacht hatten.
13. 6.: Polizei nimmt in Rostock 40-Antifaschisten fest, die ein Tagungslokal der DVU blockierten. 15. 6.: Brandanschlag auf ein von Ausländern bewohntes Haus in Berlin-Tiergarten - ein Verletzter.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.
