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- Kaltwalzwerk Oranienburg: Belegschaft soll jetzt für verfehlte Geschäftspolitik bluten
Krupp-Konzern versprach viel, hielt nichts
Oranienburg (ND-Staude). „Einst sind wir sehr umworben worden“, erinnert sich Gerhard Hörn, Betriebsratschef bei Krupp Stahl Oranienburg, an die Zeit vor zwei Jahren. Thyssen und andere hatten sich um das Kaltwalzwerk Oranienburg beworben. Verkauft wurde Anfang November 1990 an Krupp. Den Ausschlag gaben Zusagen des Konzerns, ein Edelstahlwerk zu errichten, 600 Mitarbeiter zu beschäftigen sowie 40 bis 60 Millionen Mark zu investieren. Von den Versprechungen wurde .nicht eine eingehalten. Keine nennenswerten Investitionen, trotz bestätig-
ter Fördermittel des Landes. Stattdessen Entlassungen: Schon Ende 1991 waren nur noch 450 Leute beschäftigt, Ende dieses Jahres werden es noch weniger - 361 - sein.
In dieser Situation legte die Geschäftsführung Anfang November dem Betriebsrat ein „Konzept“ vor, das bei einer Jahresproduktion von 600 Tonnen Walzgut die Weiterbeschäftigung von 131 Leuten vorsah. Für den Betriebsrat ist das unannehmbar. „Wir akquirieren selbst schon über 1 000 Tonnen jährlich“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende, wobei die Oranienburger nur in den neuen
Ländern und in Nordwesteuropa Aufträge hereinholen dürfen.
Wenn man hier ein Werk kauft, macht man entweder eine geschäftliche Konzeption, die Sinn macht - oder man muß unterstellen, daß Krupp von Anfang an nicht vorhatte, etwas zu tun, sieht Philipp Becker, IG-Metall-Bevollmächtigter in Oranienburg, das Problem. Die bekannte Methode: Ein Konkurrent zu mehreren konzerneigenen Walzwerken im Westen wird aufgekauft und plattgemacht. Das 131-Mann-Angebot ist aus dieser Sicht nur
Vorstufe zur endgültigen Schließung. Hörn könnte bei diesem Gedanken aus der Haut fahren: „Wie kann man zwei Jahre verstreichen lassen, ohne Geld in die Hand zu nehmen - um dann sagen, ,es tut uns aber leid...“. Gerade in einer schwierigen Phase müsse investiert werden, um auf dem Markt zum bleiben. Wenn Krupp dies mit Oranienburg nicht wolle, solle man das auch so sagen, fordert er. „Der Rest der Belegschaft, der zur Stange gehalten hat, bekommt jetzt die Ohrfeige, soll bluten für eine verfehlte Politik dieser Geschäftsführung. Es ist unerträglich.“
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