Berliner Schnauze verstummt?

Hansa-Theater in Moabit musste Insolvenz beantragen

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
Der 28. September ist ein Schicksalsdatum für das Hansa-Theater Berlin. Bis dahin singt und tanzt noch der »Eisbär in Berlin«, bleiben aber weiterhin die Besucher aus, dürften auch hier im altehrwürdigen Haus Alt Moabit 48 die Lichter ausgehen. Das Hansa-Theater, vor einem Jahr erst als private Institution wieder eröffnet, hat jetzt Insolvenz anmelden müssen. Mit einem Hilferuf hat sich Theaterdirektor André Freyni an den Regierenden Bürgermeister gewandt, in der Hoffnung, das Schicksal noch einmal wenden zu können. Doch da die Stadt Pleite ist und der Senat erst im vergangenen Jahr die Subventionen für das Theater in Höhe von 900 000 Euro jährlich gestrichen hat, dürfte es kaum mehr geben als Worte des Trostes. »Als wir vor einem Jahr den Neuanfang starteten, waren wir optimistisch und überzeugt, wir schaffen es«, sagt Freyni. Das Ensemble ist gewillt, weiterzumachen. Doch die Auslastung ist zu gering, um davon leben zu können.
Das Haus in einem der alten Berliner Stadtviertel, aber in direkter Nähe zum Regierungsviertel, kann auf eine 115-jährige Tradition zurückblicken. Es begann als Festsaal der Kronenbrauerei mit Berliner Boulevardstücken. Als »Stadttheater Moabit« begann 1889 die Geschichte des Volkstheaters. 1923 wird aus dem Theater der »Filmpalast Hansa«, in den 60er Jahren als »Schauspielhaus Hansa« wieder eine Bühne für Volksstücke und Operette. In den 90er Jahren ein vollbesetztes Haus. Stücke wie die »Feuerzangenbowle« oder »Hochzeit bei Zickenschulze« waren Berliner Renner. Das aber ist Geschichte, und der Neustart wird von der Krise bestimmt.
»Jede kleine Stadt hat ihr Volkstheater und gibt Zuschüsse«, meint Freyni, »nur die größte deutsche Stadt kann sich das nicht leisten«. Helfen können eigentlich nur noch die Theaterbesucher. Rund 450 rote Samtsessel stehen für sie bereit.
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