Schmieren-Korriödie am Scharmützelsee
ner Eigenschaft als charmanter Unterhändler der Firma auf Gespräche. Das Ehepaar ist gewarnt: „Gespräch“ heißt hier „Falle“. Und da hilft kein noch so galanter Schmäh, Schefflers lassen sich weder schmieren noch zu windigen Verträgen hinreißen. Kostproben erhielten sie bereits: für Pfennigbeträge pro Quadratmeter und eine Mark für das intakte Wohnhaus wollten die Golf platzbauer absahnen. Dabei sind die acht Hektar Land Millionen wert.
Zum Glück für Schefflers sind die Pachtvertäge, die man ihnen vorgelegt hat, „so löcherig wie Schweizer Käse“, wie es ein Sachverständiger formuliert. Neuerdings scheint die Golfgesellschaft zu Zuge-
wird nicht gegen die angezeigten Lokalmatadoren ermittelt.
Indessen geht der große Deal weiter: Die gastronomische Einrichtung der „Seeterrassen“, direkt am See gelegen und gegenwärtig von einem Westberliner Unternehmer bewirtschaftet, ist von der Treuhand der Gemeinde zur Betreibung zugesprochen worden. Das Schreiben aus Frankfurt/Oder behielt der Bürgermeister Gerhard Berger allerdings wochenlang für sich. Und bestätigte so, was die Fraktion der PDS in Bad Saarow schon im Juli '91 feststellte: daß Voten der Gemeinde ignoriert werden und die Gemeindevertretung an Informationsmangel leidet. Die von mehreren Beteiligten ausgc-
Betr.: Zeitungsartikel ND von 15.3.1993 “Die Erlenanner können'
In Kenntnis der Strafbarkeit einer falschen eidesstattlichen Versicherung erklare ich an Eides statt:
Zu keinem Zeitpunkt hat Herr Dr. Jochen Erlemann, HHB MsasneeBBasalB' 3 a elnen Versuch unternommen, mich durch Zahlung oder Vortellsgewahrung xu bestechen. Jede Behauptung, Herr Dr. Erlenann hatte dies versucht, ist eine Verleumdung.
ständnissen bereit, da sie offensichtlich einen Prozeß verhindern will. Wesentliche Verbesserungen der Konditionen bietet sie allerdings nicht. Ein Gerichtstermin soll Klarheit bringen.
Oder? - Die Verschacherung der Grundstücke rund um den Scharmützelsee und der angrenzenden Waldgebiete scheint ganz im Interesse Brandenburgs. Die Umstrukturierung des bisherigen Militär- und Kurortes Bad Saarow zum luxuriösesten Naherholungsgebiet Brandenburgs ist -von_.den Landesvätern..abgesegnet. Und obwohl Urkunden-Beweislage vorliegt, wird keiner der bisher abgeschlossenen Verträge überprüft,
sprochene Verdächtigung, daß Berger sich sein Schweigen vergolden, sprich sich schmieren ließ, erhält so neues Unterfutter.
Einer Konfrontation geht Berger denn auch aus dem Weg. Als die direkte Gretchenfrage an ihn gerichtet wird - von Seiten des ehemaligen Assessors im Landratsamt Fürstenwalde und vor dem Gemeinde-Publikum -, ob er Bestechungsgeld angenommen habe oder nicht, weicht er einer Antwort aus.. Berger flüchtet sich in Gegenangriffe, beschuldigt einen Anwesenden. Sein Ton verträgt keinen Widerspruch: Berger hat die Rhetorik von Franz-Josef-Strauß (wenn auch zwei Okta-
ven höher als der Bayer), in der Lautstärke alles ist. „Abklingeln“ verlangt er vom Vorsitz, was natürlich nicht geht. Man kann kritische Fragen nicht „abklingeln“ und abwimmeln. Gerhard Berger sieht sich auf verlorenem Posten, ereifert sich, bellt etwas von „Verleumdung“ - und verläßt die Sitzung. Daß Demokratie auch Kreuzfeuer der Kritik ist, ist in Bad Saarow wohl noch neu.
Dabei hatte Berger, dessen heftige Reaktion nicht eben seinen Vertrauensbonus in der Gemeinde stärkt, versehentlich auf einen anderen Zwischenfall hingewiesen. „Erlemann war doch bei Ihnen“, beschuldigte er den Informanten, der die illegalen Rodungen und die Bestechungsversuche in Bad Saarow gemeldet hatte. Diese gingen von Jochem Erlemann, Vermögensberater der Golfgesellschaft,
aus. Sieben Jahre Haft trugen Urkundenfälschungen und Bestechungen Erlemann in seiner Vergangenheit bereits ein. Seit dem Mauerfall ist der große Fachmann für Gelder in Grauzonen auch im Osten tätig. Einer seiner Geschäftsfreunde, der Österreicher Hans-Joachim Virnich, vertrat die Golfgesellschaft in Bad Saarow als Geschäftsführer kurz nach deren Gründung. Virnich investiert mittlerweile in ein geplantes Hotel in Bad Saarow. Und - was Berger verwechselte - nicht Erlemann, sondern Virnich tauchte bei einem unserer Informanten auf.
Kurz vor Ostern stand der ungebetene Besucher vor der Tür. In der Hand hielt er ein t undatiertes Formular, eine ei- s desstattliche Versicherung, j die verlangt, zu bestätigen, Erlemann habe niemals einen Bestechungsversuch unter-
nommen. Das Formular sei unterschrieben Erlemann persönlich zuzusenden, ordnete Virnich kurz und knapp an. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder hat jedoch genau die gegenteilige Aussage vorliegen. Die Ermittlungen lassen allerdings auf sich warten. „Was passiert denn wohl, wenn ich einem Herrn Erlemann Fragen stelle?“, soweit der zuständige Staatsanwalt Hartmut Oeser. Und beantwortet sich die Frage selbst: „Nichts. Die einzige Möglichkeit wäre, daß die Geschmierten sich selbst anzeigen.“ Woran auch der Staatsanwalt nicht glaubt.
Ermittelt wird zwischen Berlin uffldvffrankfutt.inr.ider Sache wenig. Dazu OesernyEs fehtt'in^de* Wirtschaftskrfminalität an Ermittlungskräften. Ab Sommer '91 wurden uns die Polizeikräfte abgezogen.“
Und Oeser weiter:„Der Innenminister hätte wissen müssen, daß mit der Vereinigung die westdeutsche Kriminalität hier Einzug hält.“ - Man ist versucht,, Spekulationen über die Begünstigung von Korruptionsvorfällen durch behördlichen Personahnangel anzustellen. Auch die Brandenburgischen Ministerien tun sich schwer, verweisen aufeinander. Dabei ist Jochen Wolf, Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, engagiert im Landkreis Fürstenwalde. Eine neue Infrastruktur ist geplant, sie ist zielgerichtet auf das Golfplatzproiekt.
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