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Vehement-Brief an Kinkel

  • Lesedauer: 2 Min.

Wir - die ehemaligen Entwicklungshelferinnen - verfolgen aufmerksam die Politik der „Bundesregierung- -bezüglich der Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der United Nations.

Mit Unbehagen stellen wir fest, daß die Bundesrepublik mit dem Entschluß, Blauhelm-Soldaten in außereuropäische Länder zu senden, sich auf die Seite der Kräfte begeben hat, die versuchen, die UN aus ihrer neutralen und international anerkannten Rolle als Schiedsrichter und Schlichter in internationalen Konflikten mit friedlichen Mitteln zu drängen.

Sie bezieht Stellung in der Reihe der Industrienationen, die mit militärischen Interventionen die Vormachtstellung des Westens festschreiben wollen. Unter dem Deckmantel der „humanitären Hilfe“ werden internationale Polizeiaktionen eingeübt, die die UN zum Instrument der Industriestaaten abstempeln, um wirtschaftliche Interessen weltweit durchzusetzen. Als ehemalige Entwicklungshelferinnen haben wir die Folgen des Kolonialismus und der Entwicklungspolitik in den Ländern der sogenannten Dritten Welt kennengelernt. Die jahrzehntelange Entwicklungshilfe der Industriestaaten hat die Unterentwicklung in Afrika, Asien sowie Mittelund Südamerika nicht beseiti-

fen und die Armut der Bevölerung nicht lindern können.

Wir wenden uns gegen diesen neuen Trend, „Entwicklungshilfe“ mit militärischen Mitteln durchzusetzen.

Wir sind gegen den Einsatz der Bundeswehr in Somalia.

Wir befürchten, daß sich konservative Kräfte in der Bundesregierung und der Bundeswehr, die den Einsatz befürwortet haben, durchsetzen und Gefallen daran finden, eine internationale Eingreiftruppe aufzustellen, um die Welt in ihrem Sinne neu zu ordnen. Als Tarnkappe für diese mögliche Wandlung in der Bundeswehr dient das Argument der humanitären Hilfe mit militärischen Mitteln.

Als ehemalige Entwicklungshelfer weisen wir darauf hin, daß wir unsere Gesellschaft so organisieren müssen, daß die Bevölkerung in den sogenannten Entwicklungsländern eine Chance zu einer eigenständigen Entwicklung erhält und dadurch ein friedliches Miteinander möglich wird.

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