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Im Haus wirken ganz unterschiedliche Leute

  • Lesedauer: 2 Min.

Man will nicht mehr so einfach alles hinnehmen. Ein halbes Jahr ist nunmehr verstrichen, Zeit für eine Zwischenbilanz. Sylvaine Scharapenko, Stadtverordnete des Unabhängigen Frauenverbandes, Mitglied des Besetzerlnnenrates: „Ich halte auch heute noch die Hausinbesitznahme für richtig und positiv. Einige Vorstellungen wurden umgesetzt. Das Haus ist für bestimmte Jugendliche, die ansonsten in dieser Stadt nichts für sich finden, ein Auffangbecken beziehungsweise Integrationspunkt. Wir hatten damals nur zu große Illusionen. Es wurde nicht bedacht, daß die Leute, die im Haus wirken, so grundverschieden sind. Es war sehr schwierig, Jugendliche zu motivieren, im Haus mit anzupacken.“

Trotzdem glaubt sie, daß der „Schweizer“ eine kulturelle Bereicherung für die Lutherstadt ist. Und da fand in den letzten Monaten auch schon einiges statt. So erhielten Wittenberger Kellerbands die Möglichkeit, regelmäßig am Wochenende dort aufzutreten. Teilweise spielte man vor mehr als 100 Leuten. Im Techno-Club des Hauses legte im Mai die in der Berliner Szene bekannte Maria Colours eine

Nacht lang die Musik auf. Absoluter Höhepunkt war dann das erste „Schweizer“-Beat-Festival am letzten Juli-Wochenende. Insgesamt reisten mehr als 250 Leute aus der Region in die Lutherstadt, um Bands aus Dessau und Berlin zu erleben.

Viele Ideen des Konzepts können im Moment nicht umgesetzt werden, da es an Geld und Zeit fehlt. Bisher findet die gesamte Arbeit in der Freizeit der Jugendlichen statt. Das Hauptproblem sieht Scharapenko darin, daß keine Arbeitsplätze geschaffen werden können. Auch ABM-Stellen bekommt man nicht, da sich das Haus rechtlich im Schwebezustand befindet. Außerdem fehle ein kompetenter Finanzer, der die Gelder des Hauses verwalten kann. Sie könnte sich zum Beispiel vorstellen, eine Jugendarbeitsbrigade, bestehend aus Malern, Maurern und Elektrikern, auf ABM-Basis im Haus zu beschäftigen.

Und wie sieht die Zukunft des „Schweizer Garten“ aus? Im Moment herrscht ein wenig Lethargie und Hoffnungslosigkeit, da das Haus während der letzten Stadtverordnetenversammlung auf die Verkaufsliste gesetzt würde. Die Idee des Bürgermeisters Naumann (SPD), die Brückenkopf-Kaserne am Rande von Wittenberg zu einem multifunktionalen Jugendzentrum umzugestalten, findet der Besetzerlnnenrat recht positiv. Auf jeden Fall kündigten die Jugendlichen Gesprächsbereitschaft an.

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