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Lemwerder doch vom Land übernommen

Schröder und Schrempp gelten als „Sieger“

  • Lesedauer: 2 Min.

Lemwerder (dpa). Der Koksofen vor dem Werkstor I, Wahrzeichen eines langen und zähen Arbeitskampfes, erlischt nun langsam. Im lange von der Schließung bedrohten ^Werk Lemwerder der Deutschen Aerospace AG geht es weiter. Die Stimmung der Belegschaft war am Donnerstagmorgen von Erleichterung geprägt. Am Mittwochabend hatte der heiße Draht auf höchster Ebene zwischen Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und dem Dasa-Vorstandschef Jürgen Schrempp funktioniert und die Übernahme des Werkes durch das Land gebracht.

„Keine überschäumende Freude, kein Triumph“, kommentierte Karl-Heinz Brunssen vom Betriebsrat die Stimmung. Dafür sei der mehr als zehnmonatige Arbeitskampf zu hart gewesen. „Wir sind platt und ziemlich ausgelaugt“, ergänzte sein Kollege Werner Kruse. Friedhelm Neumann sprach für viele andere, als er den „Sieger Schröder“ hervorhob. „Schröder hat gehalten, was er versprochen hat“, meinte er. Auf Details habe sich Schröder in Versprechungen ohnehin

nie eingelassen. Der andere Sieger sei Schrempp. „Der hat alles durchgesetzt, was er wollte.“ Und der dritte Sieger sei die Belegschaft, fügte Friedhelm Nowak hinzu. „Aber wir mußten als einzige Federn lassen. Man hat uns die Sahne vom Pudding genommen, aber der Pudding ist noch da. Lieber zehn Prozent Gehaltseinbuße, als minus 35 Prozent bei Arbeitslosigkeit.“

Am 20. Oktober 1993 gab die Dasa Schließungsbeschlüsse für mehrere Werke bekannt, darunter auch Lemwerder. Bereits einen Tag später begann der Arbeitskampf. Ministerpräsident Schröder sagte umgehend Hilfe zur Sicherung des Werkes zu. Im Juni 1994 schien ein deutlicher Erfolg zur Rettung erzielt. Dasa und Betriebsrat hatten sich in München auf einen Vorschlag geeinigt, das Werk in eine Gesellschaft des Landes Niedersachsen umzuwandeln. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatte dann vor knapp einer Woche die Drohung der Dasa eingeschlagen, das Werk doch noch zu schließen, falls die Verhandlungen mit dem Land scheitern sollten.

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