Kartensammler angeschmiert
Hohe Emissionszahl brachte Wertverlust für die Telefonierplastik
Gewarnt waren sie schon lange. Nun stehen Tausende von Telefonkarten-Sammlern vor der bitteren Wirklichkeit: Die Zahl der buntbedrückten Tä 1 felchen wird unübersehbar, und die Liebhaber-Preise für das Plauderplastik sinken. „Ich habe die Leute von Anfang an gewarnt“; sagt der Frankfurter Briefmarkenhändler Cornelius Clement (86), der seit 1916 Marken sammelt. Nicht alle hätten gehört: „Ein Kunde hat 1988/89 eine Karte für 9000 Mark gekauft, die jetzt noch 1000 DM wert ist.“ Wer heute noch eine Sammlung beginne, „der ist einfach dumm“, meint Clement. Hauptproblem der
Sammler ist die große Zahl verschiedener Karten.
Für die Deutsche Telekom Medien GmbH in,,,.Frankfurt, kurz DeTeMedien, die für die Post die Telefonkarten ausgibt, ist der Zuwachs ein Erfolg. Die Ex-Postreklame verdient an jeder verkauften Werbefläche auf einer Karte. DeTeMedien-Marketingdirektor Michael Brinkmann berichtet, daß seine Firma im Anfangsjahr 1988 ganze neun Aufträge bearbeitet hat. Dann wurden es kontinuierlich Jahr für Jahr mehr. 1993 gab es schon 4925 unterschiedliche Karten.
„Und das geht auch noch so weiter“, sagt Brinkmann, der
allein für das laufende Jahr knapp 5 500 Aufträge mit einer Gesamtauflage von 70 Millionen Stück anpeilt. Eine ganze Karten-Palette von 50 über zwölf, sechs und neuerdings drei Mark Nennwert bietet Brinkmann an. Mini-Auflagen ab 20 Stück werden ganz nach Wunsch mit Werbung oder Verlobungsanzeige bedruckt.
„Kein Mensch kann sich die komplett leisten“, begründet der Frankfurter Briefmarkenhändler Eberhard Drews die allgemeine Abkehr von den Karten. „Wir kaufen keine mehr an. Der Markt ist übersättigt.
ROLAND SIEGLOFF, dpa
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