Cottbus: Sieben Häftlinge ausgebrochen
Fragen zur Sicherheit in Justizvollzugsanstalt/Angeklagter im Mordprozeß beging Suizid
Cottbus (ddp/ADN/ND). Trotz einer Großfahndung der Cottbuser Polizei konnte bis Montag nachmittag erst einer von den sieben rumänischen Untersuchungshäftlingen gefaßt werden, die aus der Justizvollzugsanstalt Cottbus ausgebrochen waren. Der 35jährige wollte auf der Autobahn per Anhalter nach Berlin fahren.
Am Sonntag hatten vier Gefangene auf dem Weg zum Fernsehraum die Wärter überwältigt. Sie gingen mit abge-
brochenen Stuhlbeinen auf die Bediensteten los, fesselten sie. Zwei der Wärter wurden verletzt, einer schwer Dann brachten die Gangster die Gefängnisschlüssel in ihre Gewalt und befreiten damit drei weitere Häftlinge. Justizsprecherin Venus sagte, es lägen keine Anzeichen auf Pflichtverletzungen von Beamten vor Die Polizei schließt nicht aus, daß die Gangster nach Überwinden der 4,50 m hohen Gefängnismauer von einem Pkw erwartet wurden. Die U-Häftlinge saßen
wegen Vergewaltigung, Raub bzw schweren Landfriedensbruchs ein.
Wirft bereits der spektakuläre Ausbruch Fragen zur Sicherheit in der Cottbuser Justizvollzugsanstalt auf, werden diese Fragen durch ein unmittelbar folgendes Vorkommnis noch verstärkt. Der Angeklagte im Mordfall Fischer vor dem Cottbuser Landgericht, Günter B., nahm sich am Montag morgen wenige Stunden vor Prozeßbeginn offenbar das Leben.
Er sei gegen 7.30 Uhr im Toilettenraum seiner Zelle im Cottbuser Gefängnis erhängt aufgefunden worden. Justizsprecherin Venus erklärte, auch in diesem Fall gebe es keine Anhaltspunkte für fahrlässiges Handeln der Justizbediensteten. B. habe nicht als selbstmordgefährdet gegolten. Dem widersprachen dessen Verteidiger. Danach soll B. bereits brieflich angekündigt haben, sich bei einer Verurteilung das Leben nehmen zu wollen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.