Außenpluralität?
Das bedeutet, daß viele Anbieter als Wettbewerber am Markt sind, und Vielfalt von Meinungen wie auch Programmen und Lesestoffen dadurch gewährleistet ist. Binnenpluralität würde bedeuten, daß ein oder zwei große Konzerne oder Konglomerate die Medien beherrschen, aber Vielfalt trotzdem dadurch gesichert ist, daß sie die unterschiedlichen Interessen durch eine Vielzahl verschiedener Presserzeugnisse und Funkprogramme bedienen müssen, um Käufer und Nutzer zu erreichen. Im übrigen ist diese Unterscheidung etwas theoretisch, und das eine oder andere Modell wird gern zur Begründung von medienpolitischen Regelungen herangezogen.
Bedeutet dies, daß Sie bzw. die KirchGruppe gegen jegliche Regulierung sind?
Nein, durchaus nicht. Aber sie muß sinnvoll, also marktgerecht sein. Das heißt, sich zum Beispiel im Medienbereich am Kartellrecht, was auch in anderen Branchen gilt, zu orientieren, und so eine
Überregulierung aus welchen Motiven auch immer zu verhindern. Wettbewerb bei den audiovisuellen Medien braucht nicht mehr Regulierung als der Printbereich. Der Markt regelt bestimmte Dinge ganz von allein, und auch im Medienbereich ist das ein sehr demokratisches Mittel, denn der Zuschauer als Konsument entscheidet.
Zum Beispiel im Sektor der Fernsehwerbung sind zusätzliche Vorschriften, wie auch der Streit um die Netto-Brutto-Regelung zeigt, unsinnig. Die Akzeptanz beim Publikum steuert das von ganz allein: Bei einem Film, der zuviel, zu lange und zu oft für womöglich noch schlecht gemachte Werbung unterbrochen wird, zappt der Zuschauer weg.
Der Marktbeweis mag ja für Konsumartikel wie Brot oder Autos zutreffen, aber sind die Medien nicht doch mehr als bloßer Werbeträger, ist Fernsehen nicht mehr als nur Quotenvehikel zur Gewinnerzielung?
Natürlich sind Medien, ist das Fernsehen und der Film mehr. Kultur wird bei der KirchGruppe groß geschrieben. Neben unseren Aktivitäten im kommerziellen Fernsehen und Hörfunk, Beteiligungen im Printbereich bei Springer und Ringier, Handel mit Film-, Video- und TV-Programmen sowie internationale Sportrechteverwertung gehören zum Unternehmen auch Produktionsfirmen wie zum Beispiel TaurusFilm und Unitel. Seit den 60iger Jahren werden von ihnen kulturell hochwertige Filme hergestellt; nicht immer und in jedem Fall ist das eine reine Kommerzangelegenheit.
Beispiele sind die bis 1998 laufende Verfilmung des Alten Testaments ^Die-Bibel“ oder 700 Stunden klassische Musik. Letzteres hat der “Komischen Oper Berlin in diesem Jahr eine Weltpremiere beschert: Erstmals wurde die Bayreuther Kupfer-Inszenierung des Wagnerschen Nibelungen-Rings in Großbildprojektion einem breiten Publikum gezeigt.
War das nicht eine Werbeaktion, die die medienpolitischen Probleme der Kirch-Gruppe überspielen sollte?
Aber überhaupt nicht! Die in einigen Zügen hysterisch ge-
führte aktuelle Mediendebatte kann und wird uns nicht davon abhalten, kulturelles Engagement zu zeigen. Dieses ist langfristig und nicht kurzatmig angelegt. In der Gesamtheit unserer Firmengruppe muß sich das natürlich rechnen. Wir sind ein wirtschaftlich und kein politisch agierendes Unternehmen.
Doch kann man nicht mit
großer Wirtschaftsmacht
auch Politik machen? Ich Doch die Europäische Kom-
denke da an multimediale mission hat das bei ihrem ^WelchensiEelHrnfen wie tBr^Te^bT^der^SrCf^ffenstcfilF“ I Media Service GmbH, mit der ,£iu$i>ä£ndÖrsi.g^elteh,.,,l
die marktstärksten deüt- “'““ ...............
sehen Konzerne in diesem Bereich - Kirch, Bertelsmann und die bald privatisierte Telekom - die modernen Formen künftiger Kommunikation gewinnträchtig beherrschen.
Also was die MSG betrifft, da wird keine Politik gemacht, sondern einer zukunftsweisenden Technologie zum Durchbruch verholfen. Die MSG soll eine neutrale und all-
gemein zugängige Infrastruktur für die Abwicklung von verschlüsselten Fernsehprogrammen und Diensten etablieren. Da die großen Vorlaufinvestitionen die Kräfte einzelner Unternehmen übersteigen: Warum sollen die, die auf einzelnen, nun verschmelzenden Teilgebieten die größten Erfahrungen und Reserven haben, sich da nicht zusammentun?
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