- Kultur
- Der brasilianische Komponist Tom Jobim im Alter von 67 Jahren verstorben
Trauer um den König des Bossa Nova
?»K'eirrWürtrnur eine Tränerrtief im Innersten. So verabschiedeten sich die Einwohner Rios von dem berühmtesten Sohn ihrer Stadt, Antonio Carlos Jobim, der am Donnerstag nach einer Blasenoperation im fernen New York starb. Trauer um den brasilianischen Komponisten, Vater des Bossa Nova. Rios Bürgermeister Cesar Maia ordnete drei Tage Staatstrauer an.
Der 1963 aufgenommene Bossa Nova, „Garota de Ipanema“ (Mädchen von Ipanema), eine Hymne an eine brasilianische Strandschönheit, die täglich an der Bar vorbeischlenderte, wo Tom Jobim und der Dichter Vinicius Morais sich beim Anblick der braungebrannten Mädchen gegenseitig inspirierten, verkaufte über eine Million Schallplatten. Seit gestern weht über der Bar eine schwarze Fahne.
?»'*,:Iminfflrwenn 6 'Tom- das Kia- vier öffnete, verbesserte sich die Weit, wenn auch nur für einige Minuten“, schreibt der brasilianische Journalist Ruy Castro in seinem Nachruf auf das international anerkannte Genie. Dabei sollte Antonio Carlos Brasileiro de Almeida Jobim, der am 25. Januar 1927 in Rio de Janeiro zur Welt kam, eigentlich gar nicht Musiker werden. Seine Mutter Nüza träumte von ihrem Sohn als einem erfolgreichen Architekten und hatte das Klavier in der Garage für Schwester Helena angeschafft. Doch Helena ließ das Instrument links liegen, und nach einiger Zeit entdeckte Tom Jobim die Möglichkeiten der Tasten für sich. „Das Architekturstudium hielt er gerade ein Jahr durch“, erinnert sich sein Klavierlehrer Joachim Koelreitter, der den Jugendlichen neben dem Musikunterricht auch in die
„großen philosophischen Probleme“ einführte.
Nachdem die notwendigen theoretischen Grundlagen gelegt worden waren, sprudelte es aus Tom Jobim nur so heraus. Vierhundert seiner Kompositionen, darunter „Corcovado“, „Desafinado“, „Orfeo ' Negro“ und „Samba de una nota so“, wurden auf Schallplatte aufgenommen. Gegenüber der jungen Bossa-Nova-Sängerin Leila Pinheiro bekannte das Genie vor zwei Wochen in einem Interview, zu Hause in seinen Schubladen seien noch weitere dreihundert Partituren versteckt. Die Tantiemen für die bereits aufgezeichneten Titel vermachte Tom Jobim in der vergangenen Woche in New York einem Fonds zur Unterstützung von Aidskranken.
Von dem amerikanischen Musikkritiker Leonard Feather, insbesondere in der Jazz-
szene anerkannt und'gefürchtet, wurden Jobims Kompositionen als eine der besten Volksmusiken überhaupt gekürt. „Seine Lieder gehören zu Kompositionen, die eine extrem komplizierte Struktur haben, aber sich so unglaublich natürlich und spontan anhören“, schrieb Feather
Tom Jobim erweiterte die brasilianische Volksmusik, reich an Rhythmus und Melodien, um schräge, aber wohlklingende Harmonien. Gepaart mit der gedämpften Stimme Joao Gilbertos an der Gitarre durchdrang der sanfte brasilianische Beat alle Grenzen und Barrieren. Jobims „ausgefeilte, jedoch spontane“ Musik machte den „Carioca“, wie sich die Einwohner Rios nennen, zu einem Weltbürger: „Ich liebe diese Erde. Sie gehört ganz
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