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Die CO2-Steuer ist der „Killer“ der Braunkohle

Gespräch mit JÜRGEN STOTZ, dem Sprecher des Vorstandes der Vereinigten Energiewerke AG (VEAG)

  • Lesedauer: 2 Min.

Herr Stotz, der Strom kostet eine ostdeutsche Familie ohne den inzwischen gekippten Kohlepfennig schon jetzt etwas mehr als eine westdeutsche. Läßt Sie das kalt?

Die Erhebung des Kohlepfennigs zum 1. Januar 1996 in den neuen Ländern wurde von uns stärkstens bekämpft. Nun sind wir natürlich erst einmal erleichtert, daß das Bundesverfassungsgericht den Kohlepfennig für verfassungswidrig erklärt hat. Wir hoffen nun, daß nicht an die Stelle des Kohlepfennigs eine Kohlendioxid-/Energiesteuer gesetzt wird, die vornehmlich die ostdeutsche Braunkohle und damit den ostdeutschen Stromkunden belasten würde.

Die VEAG holt ihrem Strom bislang aus weitgehend abgeschriebenen Anlagen. Dadurch hatte das Unternehmen einen Kostenvorteil, den es aber - so ein Vorwurf nicht weitergegeben hat.

Geht man in die Vergangenheit, haben Sie recht: Wir haben einen Anlagenpark übernommen, der in vielen Bereichen abgeschrieben war. Nicht abgeschrieben waren aber die 500-Megawatt-Kraftwerksblöcke in Jänschwalde, Hagenwerder und Boxberg. Die standen noch in den Büchern, weil zu DDR-Zeiten sehr langsam abgeschrieben wurde. Auch Pumpspeicherwerke und Überlandleitungen gehören hierzu.

Die 500-MW-Blöcke in Hagenwerder werden 1997 außer Betrieb gehen, die in Jänschwalde und Boxberg werden mit einem Aufwand zwischen 1400 und 1800 DM je Kilowatt nachgerüstet. Das sind Kosten, die fast in der Größe eines neuen Steinkohle-Kraftwerks und sogar deutlich über denen für ein kommunales Gasheizkraftwerk liegen. Trotzdem mußten noch Abschreibungen durchgeführt werden - und das bei ?Anlagen- mit schlechten ? Wirkungsgraden. Die nachgerüsteten 500-MW-Blöcke errei-

chen jetzt 34 Prozent, die heuen 800-MW-Anlagen werden 40 bis 42 Prozent erzielen. Wir haben in dieser Situation die Altanlagen in Boxberg und Jänschwalde nicht linear, sondern so schnell es der Haushalt zuließ abgeschrieben. Daran ist nicht Unanständiges, wir haben nirgendwohin Geld transferiert. Der damalige Strompreis von 0,12 bis 0,13 DDR-Mark pro Kilowattstunde auf der Verbundebene ist heute bei der VEAG in DM ebenso hoch - wie auch im westdeutschen Mittel. In der Tat war das Jahr 1993 für die VEAG so schlecht nicht, aber ein Großteil der Erlöse sind beim VEAG-Verkauf abgeführt worden.

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