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  • Kultur
  • Dokumentarfilm „Jeder Mensch ist eine Welt für sich - Der Maler Robert Liebknecht“ (3sat)

Künstler der »Zwischenzeit“

  • Peter Hof
  • Lesedauer: 3 Min.

Ob er auch darunter gelitten habe, der Sohn von Karl Liebknecht zu sein, fragt der Interviewer am Anfang des Films den Maler Robert Liebknecht. Der Einundneunzigjährige bejaht: Immer wieder.sei er auf Haß gestoßen, der seinem Vater noch Jahre nach dessen Tode entgegengebracht wurde. Am Ende kommt Robert Liebknecht noch einmal darauf zu sprechen. Er ist verwundert darüber, daß noch heute, mehr als siebzig Jahre nach dem Tod Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs, jedes Jahr anläßlich ihres Todestages fünfzig- bis hunderttausend Menschen an ihre Gräber kommen, freiwillig, nicht gezwungen.

Der Film des Kölner Fernsehpublizisten Ludwig Metzger ist kein Porträt des „Sohns von Karl Liebknecht“ Der Titel ist mit Bedacht gewählt: „Jeder Mensch ist eine Welt für sich“ Metzger besuchte Robert und

Herta Liebknecht am 26. Oktober 1994 in Paris. Hierher waren die Liebknechts beim Machtantritt der Nazis in Deutschland geflohen, hier haben sie seither gelebt, unterbrochen von einer weiteren Flucht vor den deutschen Faschisten, als diese Paris besetzt hatten.

Die Mlmschopler (neben Metzger der Kameramann

seine Kunstphilosophie. Er ist ein klarer, kühler Denker und Kunstanalytiker, der auch das eigene Werk nüchtern zu interpretieren weiß.

Metzger verzichtet auf den Kommentar Er vertraut der Kamerabeobachtung und dem Gespräch. Liebknecht teilt sich gern mit, wir erleben mit, wie die Liebknechts mit den Filmemachern vertraut werden. Biographie und Philosophie überschneiden sich im Gespräch immer wieder. Sein Leben ist natürlich vom Vater mit geprägt, wenn Robert Liebknecht auch erst fünfzehn war, als Karl Liebknecht ermordet wurde. Er schildert sehr anschaulich das Zuchthaus in Luckau, wo sein Vater inhaftiert war, und reflektiert die psychischen Qualen, die Karl Liebknecht erlitten haben muß.

In seinem Atelier ist ein Porträtfoto seines Großvaters Wilhelm an das Bücherregal gepinnt. Er teile die politischen

Positionen seines Vaters und seines Großvaters, erklärt der alte Mann, und erläutert dann, warum er in den dreißiger Jahren nicht in die Sowjetunion gegangen ist. Die Enge der Doktrin vom „Sozialistischen Realismus“ habe er als erdrückend empfunden.

Das Porträt ist auch Zeitdokument, nicht nur durch die biographischen Momente. Robert Liebknecht war ein Künstler der „Zwischenzeit“ expressionistisch geprägt, suchte er nach einem neuen „weiten“ Realismus und geriet damit zwischen die Stile, die in der Nachkriegszeit den Markt bestimmten. Glücklich erlebt er auf einer Vernissage die Würdigung seines Lebenswerkes, verbunden mit einer Erfahrung seines Vaters: Hanne Hiob liest Gedichte ihres Vaters Bertolt Brecht über Karl Liebknecht. Der Kreis schließt sich, doch - jeder Mensch ist eine Welt für sich.

PETER HOFF

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