Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Miserabler Vertrag

  • Lesedauer: 2 Min.

Vor zehn Jahren stieg der Daimler-Benz-Konzern beim Luftfahrtunternehmen Dornier ein, und seitdem herrscht Streit um „Recht, Macht und Finanzen“ Daimler hatte sich mit Dornier zwar das Eintrittsbillett zum Aufbau der Luftfahrtsparte für den „integrierten Technologiekonzern“ verschafft. Bei den Verhandlungen 1985 und 1988 wurde der Dornier-Familie aber zugesichert, daß die Firma erhalten und nicht ausgehöhlt werde. Jetzt zeichnet sich ein neues Kapitel im Konflikt mit der Familie ab.

Daimler will seine Luftfahrtsparte Dasa und damit auch Dornier umstrukturieren und plant mit dem Programm „Dolores“ zur Begrenzung des Dollarrisikos offenbar tiefe Einschnitte. Die Ergebnisse sollen im Oktober vorliegen. Werke könnten geschlossen und Teilbereiche in Gemeinschaftsfirmen eingebracht werden. Die Daimler-Benz Aerospace AG (Dasa/München) erklärte zwar (am Freitag), daß offiziell noch keine neue Klage, Beschwerde oder Erklärung der Dornier-Familiengesellschafter vorliege. Über Medienäußerungen - auf Anfrage - läutet die Familie Dornier aber bereits eine neue Streitrunde ein.

Die zwei im Unternehmen verbliebenen Dornier-Familienstämme argwöhnen seit Jahren, Daimler versuche die Nachkommen des Firmengründers aus der Firma zu drängen, und pochen auf ihre vertraglichen Rechte. Vertreter der Erbengemeinschaft - das Ehepaar Conrado Dornier und Martine Dornier-Tiefenthaler - warnten vor wenigen Tagen Daimler vor Brachialgewalt. „Wir

wollen kein Geld, sondern ein Konzept“, hieß es.

Die eingeschränkte Handlungsfreiheit der Daimler-Benz AG (Stuttgart) bei der Dornier GmbH (Friedrichshafen) sorgt seit Jahren für Spannungen und Klagen. Der ausgehandelte Vertrag mit der Dornier-Familie sei der „miserabelste, den wir je geschlossen haben“, heißt es in den veröffentlichten Notizen des ausgeschiedenen Ex-Daimler-Finanzvorstandes Gerhard Liener.

Daimler/Dasa-Manager werfen der Familie Dornier versteckt oder offen eigensüchtige oder finanzielle Interessen vor. Angeblich zahlte Daimler 440 Millionen DM 1985 beim Einstieg und nochmals 570 Millionen DM 1988. Zudem haben die Familiegesellschafter eine Garantiedividende. Die Beteiligungsverhältnisse sind ohnehin kompliziert: Daimler hält 57,55 Prozent des Kapitals und 87,5 Prozent der Stimmrechte. Je 21,22 Prozent am Dornier-Kapital halten die beiden Stämme Erbengemeinschaft Claudius Dornier (mit Conrado Dornier) sowie Silvius Dornier

Die Juristin Martine Dornier-Tiefenthaler zog 1985/1988 bei den Daimler-Verhandlungen die Fäden. Sie trat aber 1990 nach internen Auseinandersetzungen in der von Beobachtern schon mal als „Denver-Clan vom Bodensee“ bezeichneten Großfamilie als Testamentsvollstreckerin zurück. Ex-Bundesminister Josef Ertl übernahm die Nachfolge. Der inzwischen 70jährige Ertl versucht jetzt zwischen neuen Daimler/Dasa-Managern und der Großfamilie Dornier zu vermitteln.

GERHARD HEGMANN, dpa

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal