Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Docter übernahm sich bei der Einheit

Optic-Gruppe beantragte Konkurs / Alarm für 700 Beschäftigte in Thüringen Von PETER LIEBERS

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Unternehmensgruppe Docter-Optic mit Betrieben in Wetzlar, Saalfeld, Eisfeld und Schleiz hat gestern Konkursantrag gestellt. Das vom Land Thüringen und einer Bankengruppe aufgelegte Sanierungskonzept sei gescheitert, hatte die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) bereits zuvor mitgeteilt. Damit sind 1000 Arbeitsplätze in Gefahr.

In Thüringen, wo Docter-Optic nach der deutschen Vereinigung drei Betriebe aus dem Zeiss-Kombinat und eine Glashütte in Gehlberg von der Treuhand gekauft hatte, sind 700 Arbeitsplätze betroffen. In einem offenen Brief an Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) haben die Betriebsräte gefordert, einen Runden Tisch zur Zukunft der Betriebe einzuberufen. Im Thüringer Wirtschaftsministerium schrillten die Alarmglocken. Auf einer Krisensitzung mit Vertretern der Docter-Geschäftsleitung, Industriepartnern des Unternehmens und Banken war zunächst beschlossen worden, die Produktion fortzusetzen.

Parallel wollte man „weitere Lösungsansätze“ prüfen.

Im vorigen Jahr soll Docter-Optic unbestätigten Informationen zufolge bei einem Umsatz von 66 Millionen Mark Verluste in zweistelliger Millionenhöhe gemacht haben. Als Ursachen für das Scheitern des Rettungsversuchs nennt die Helaba das Nichterreichen der Umsatzziele, die Fehleinschätzung der Marktposition und eine erhebliche Unterkapitalisierung. Der nicht tarifgebundene hessische Unternehmer hatte sich eine Zeitlang auch damit zu retten versucht, daß er die Zahlung der zehn Prozent unter dem Me-

talltarif liegenden Löhne oft Wochen hinauszögerte.

Wie groß das Finanzloch ist, machen die im Zusammenhang mit dem Sanierungskonzept genannten Zahlen deutlich. Danach sollte Thüringen auf Forderungen von 30 Millionen Mark verzichten und über seine Industriebeteiligungsgesellschaft weitere 12 Millionen Mark flüssigmachen. Außerdem waren weitere Landesbürgschaften sowie Zinsverzichte, Zinsstundungen und Forderungsrücktritte der Banken in Höhe von 11 Millionen Mark vorgesehen.

Noch vor Wochen hatten alle Beteiligten darauf gehofft, daß die österreichische Swarovski-Gruppe 49 Prozent der Firmenanteile übernimmt und das angeschlagene Familienunternehmen rettet. Die Tiroler stiegen aber aus den Verhandlungen aus.

Die Unternehmerfamilie Docter hat sich mit ihrem Ost-

Engagement offenbar reichlich übernommen. Sie investierte in die Thüringer Betriebe rund 120 Millionen Mark und brachte über 20 Neuentwicklungen auf den Markt. Ihr Produktionssortiment ist in wichtigen Bereichen wie Ferngläsern und Zielfernrohren jedoch mit harter Konkurrenz konfrontiert. Docter hatte zunächst versucht, seine Produkte auf Messen mit dem Zusatz „früher Carl-Zeiss-Jena“ auszustellen. Das wurde ihm aber von der Konkurrenz sehr schnell gerichtlich untersagt.

Die größten Überlebenschancen werden dem Schleizer Docter-Betrieb zugeschrieben. Hier arbeitet die weltweit modernste Anlage für blank gepreßte asphärische Linsen. Sie war 1992 in Betrieb genommen worden. Ein Aufwärtstrend ist nach Aussagen des Betriebsrates auch in Saalfeld erkennbar, wo 60 Millionen Mark investiert wurden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.