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AKW Würgassen auf dem Weg zur „grünen Wiese

  • REIMAR PAUL
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Atomkraftwerk Würgassen an der Weser soll endgültig stillgelegt und abgerissen werden. Das hat der Stromkonzern PreussenElektra beim nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Mitte Oktober beantragt. Die Anlage ist bereits seit dem Sommer 1994 abgeschaltet, nachdem bei einer Revision Risse im Mantel des Kernreaktors festgestellt worden waren.

Die Planungen der PreussenElektra sehen vor, das Kraftwerk innerhalb von zehn bis zwölf Jahren „mit dem Ziel der .Grünen Wiese' vollständig zu beseitigen“. Man habe sich für diesen Weg des Rückbaus entschieden, um mindestens 100 Beschäftigte in Würgassen zu halten, teilte das Unternehmen mit. Die erste von insgesamt fünf Abriß-Phasen sieht den Abbau nur gering radioaktiv belasteter Anlagenteile wie Turbine, Kondensator und Speisewassersystem vor. Diese Arbeiten könnten in einem

Jahr beginnen. Bis dahin sollen die noch vorhandenen hochradioaktiven Brennelemente aus der Anlage entfernt sein. Mit „erprobten Techniken“ soll der größte Teil der abgebauten Anlagenteile von Radioaktivität gereinigt und für eine konventionelle Entsorgung freigegeben werden. Bezüglich der Kosten für den Rückbau hoffe man, mit unter einer Milliarde Mark davonzukommen. Soviel hätte nämlich die Auswechslung des spröden Kernmantels gekostet. Lange Zeit hatte die PreussenElektra mit einer

„Grundsanierung“ und einem Weiterbetrieb der Anlage geliebäugelt. Die 50 bis 60 Zentimeter langen Risse waren im August 1993 festgestellt worden, als in den Reaktordruckbehälter eingelassene Videokameras den Kernmantel filmten. Zunächst hatte Preussen-Elektra eine Beseitigung der Schäden gar nicht für notwendig gehalten. Die Aufsichtsbehörde verfügte jedoch, daß ein Wiederanfahren des Reaktors vor einer Reparatur nicht in Frage komme.

Die mit einem 670-Megawatt-Siedewasserreaktor ausgestattete Anlage war seit 1972 am Netz gewesen. 1982 und 1983 mußten - wie auch bei den anderen Siedewasserreaktoren in Brunsbüttel, Isar 1 und Philippsburg - die porösen Rohrleitungen in der „heißen Zone“ komplett ausgewechselt werden. Eine halbe Milliarde Mark kostete das in Würgassen - dreimal soviel wie veranschlagt. Der Konzern hoffte damals, das Werk noch mindestens zwanzig Jahre betreiben zu können.

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