Zensur und Agitation
Kaum unabhängige Berichterstattung in Medien der Türkei
Ein Unterschied zwischen der bürgerlichen türkischen Presse und den kurdischen Medien zeigt sich in der Verlagspolitik. Die bürgerliche türkische Presse wird von Monopolen bestimmt, die gleichzeitig jeweils private Rundfunkanstalten besitzen. Diese „türkischen Mini-Berlusconis“ bestimmen die öffentliche Meinung im Lande. Zur Auflagensteigerung verteilen diese Zeitungen Coupons an die Leser, die ihnen, beim periodischen Kauf dieser oder jener Zeitung, kostenlos unterschiedliche Gebrauchsgegenstände verspricht.
Daß dabei die sachliche Berichterstattung zu kurz kommt,
versteht sich von selbst. Denn die ohnehin lesefeindliche Gesellschaft des Landes interessiert sich - auch bedingt durch den rapiden Rückgang der Kaufkraft - mehr für die angebotenen Coupons.
Nur wenige Tageszeitungen vertrauen mehr auf Inhalte als auf sensationelle Verkaufsschlager, besonders die älteste Tageszeitung der Türkei „Cumhuriyet“. Sie berichtet auch über Menschenrechtsverstöße und druckt Reportagen mit informativem Charakter, selbst über die Kurdenregion.
Nach dem Verbot von „Yeni Politika“, Nachfolgerin der verbotenen „Özgür Gündem“, gibt es in der Türkei kaum noch kurdische Zeitungen. Viele müssen wie der neue TV-Sender MED-TV vom Ausland her versuchen, ihre Leser und Zuschauer zu erreichen. Cem Boyner - Vorsitzender der rechtsliberalen Partei YDH (Neue Demokratiebewegung) sieht die Zulassung kurdischer Medien als ein „Grundrecht“ Auch daran muß sich die Qualität der Pressefreiheit in der Türkei messen lassen.
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