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  • Politik
  • Am Ursprung der gelben Frucht in Guatemala

Wen macht die Banane krumm?

  • ANDREAS BOUEKE
  • Lesedauer: 3 Min.

... die Frauen bei der Verpackung

Fotos: Boueke

Die Männer auf der Plantage...

bepflanzt waren. Arbenz bot dem Konzern 1,185 Millionen Dollar als Entschädigung für 162 000 Hektar Land an - dieselbe Summe, die UFCo in den Bilänzbüchern angegeben hatte. Aber der Konzern hatte den Wert des Landes bewußt niedrig beziffert, um Steuern zu sparen. Anstatt auf das Angebot von Arbenz einzugehen, begann die UFCo umgehend mit Vorbereitungen zum Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten. Nach einer geschickt eingefädelten Diffamierungskampagne wurde Arbenz durch eine vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA organisierte militärische Invasion zu Fall gebracht. Der daraufhin eingesetzte starke Mann Guatemalas, Oberst Castillo Armas, gab innerhalb weniger Monate 99 Prozent des verteilten Landes an die alten Besitzer zurück. 1972 verkaufte United Brands International der Nachfolgekonzern der United Fruit- viele Plantagen an den Multi Del Monte, der heute einen großen Teil des Bananenwelthandels beherrscht.

Der Plantagenarbeiter Eduardo Ovalle geht frühmorgens aufs Bananenfeld, wo er - umgeben von Moskitos und Pflanzenstaub - stundenlang schwere Stauden von den Bäumen schlägt und sie zu einem Fließband trägt, das zur Verpakkungsanlage führt. Dort nehmen Frauen die Früchte in

Empfang, um sie in einem großen Wasserbecken von klebrigen Pestiziden zu befreien. Eine der Frauen ist Dona Luisa, Eduardos Frau. Sie sagt: „Wir arbeiten und arbeiten die ganze Woche über, verdienen dabei aber fast nichts.“ Von jeder Mark, die deutsche Konsumenten für Bananen ausgeben, bekommen die Arbeiterinnen und Arbeiter etwa zwei Pfennig. Konzerne und Einzelhandel streichen etwa das Zwanzigfache ein.

Nach der Wäsche werden die grünen Bananen in Kisten verpackt und zum Hafen transportiert. Dona Luisas zehnjähriger Sohn Marko erzählt: „An der Küste warten die Leute aus den USA und Europa, um die Kisten abzuholen. Mein Onkel hat gesagt, daß auf den Schiffen manchmal über eine MÜt lionen Bananen transportiert werden.“ Vier Prozent der Bananen auf dem Weltmarkt stammen aus Guatemala.

Kinderarbeit ist auf den Fincas von BANDEGUA seit 1989 verboten. Damals haben internationale Organisationen und die Gewerkschaft der Bananenarbeiter erreicht, daß kleine Schulen eingerichtet wurden. Alfredo Cervantes - Lehrer an einer dieser Schulen - berichtet: „Die Umwelt der Kinder ist geprägt von Bananen und Arbeit. Ihre Väter arbeiten, ihre Mütter arbeiten und in manchen Fällen wachsen die Kinder praktisch allein auf.“ Für

sie gibt es nur wenig Abwechslung. Ihre Eltern können es sich nicht leisten, auch nur bescheidene Wünsche zu erfüllen. Juana, 9 Jahre alt, schildert es so: „Nachdem wir etwas zu Essen gekauft haben, ist nicht mehr genug Geld für Spielsachen übrig.“

Viele Familien leben seit Generationen auf der Plantage. Neue Arbeiter werden nur selten eingestellt. Ohnehin verlassen immer mehr junge Leute das Land. Viele sehen keine

Alternative zur illegalen Einreise in die USA: Die Arbeitslosenrate in Guatemala liegt bei 60 Prozent.

Don Eduardo seufzt: „Ich bin hier aufgewachsen und habe mich an das Leben gewöhnt. Aber die jungen Leute sagen, das Leben im Norden sei besser. Dort werde die Arbeit gut bezahlt und sonntags könne man ausgehen und interessante Dinge erleben. Deshalb gehen sie fort.“

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