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Der Uralt-Wald der Taiga wird abgesägt

Ein russisch-amerikanisches Joint-venture will sibirisches Holz für den Export bestrahlen Von WOLFGANG POMREHN

  • Lesedauer: 3 Min.

Rollen bald die Züge mit dem Taiga-Holz gen Amerika?

Foto: Archiv

Echte Wildnis ist rar geworden auf diesem Planeten. Nicht nur in den Tropen fressen sich die Motorsägen der Holzkonzerne immer weiter in die Urwälder, auch in den Industrieländern drohen die letzten Uralt-Bestände dem Raubbau zum Opfer zu fallen. Jüngstes Beispiel hierfür ist Rußland. Die sibirische Taiga weckt die Begehrlichkeit europäischer, ostasiatischer und nordamerikanischer Konzerne. Gefällt wird immer im Kahlschlag, betroffen sind riesige Flächen.

Diese kurzsichtige Art der industriellen Forstwirtschaft ist nicht nur ökologisch äußerst schädlich, da der Lebensraum seltener Tiere zerstört wird. Die Waldvernichtung ist auch in globaler Hinsicht problematisch, da ein Aufnahmebecken für das atmosphärische Kohlendioxid verschwindet. Ein Teil des in den alten Bäumen gebundenen Kohlenstoffs wird bei Verwesung und Verbrennung der Abfälle und Endprodukte an die Atmosphäre abgegeben in den Treibhausgasen Kohlendioxid bzw Methan. Die nachwachsenden Pflanzen sofern auf den hinterlassenen Wüsten überhaupt wieder ein Wald entstehen kann - brauchen Jahrzehnte, um das auszugleichen. Unterm Strich gibt es einen Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Lufthülle und damit eine Verstärkung des Treibhauseffektes.

Angesichts Rußlands schwieriger Wirtschaftslage ist für die Behörden natürlich die Versuchung groß, mit der Vergabe von Konzessionen

schnell an Devisen zu kommen. In ein neues Projekt zur Förderung des Holzexportes verspricht z. B. ein Konsortium nordamerikanische Unternehmer gar bis zu 100 Millionen Dollar zu investieren.

Mit diesem Vorhaben hat es allerdings eine besondere Bewandtnis. Ein russisch-amerikanisches Joint-venture – die Russian-American Ionized Energy Services - will in Sibirien geschlagene Stämme mit radioaktiver Strahlung sterilisieren und in die USA exportieren. Dort sollen sie in den

Sägemühlen Oregons und Washingtons 100 000 Arbeitsplätze sichern. Im US-amerikanischen Nordwesten ist der Raubbau schon so weit fortgeschritten, daß den Waldarbeitern die Beschäftigung auszugehen droht.»

Geplant ist, unbearbeitete Stämme der Gammastrahlung radioaktiven Kobalts auszusetzen, um so Ungeziefer, Pilze und Krankheitskeime abzutöten. Erst so würde der Export der Rohhölzer nach Amerika möglich. Andernfalls befürchtet man in den USA die

Einwanderung von Krankheiten und Schädlingen, denen die amerikanischen Wälder nicht gewachsen wären.

Pikanterweise wird das Joint-venture vom Pentagon gesponsert. Im September letzten Jahres bewilligte eine vom US-Verteidigungsministerium finanzierte Stiftung eine Million Dollar für das Bestrahlungsprogramm, da es als Rüstungskonversion ausgewiesen wird. Vorgesehen ist, daß in elf Betrieben bis zu 11 000 Menschen Beschäftigung finden, Angestellte der

Nuklearindustrie, die nun Bäume sterilisieren sollen, statt Waffen zu bauen.

Wie die New York Times unlängst berichtete, laufen russische und amerikanische Umweltschützer gegen das Bestrahlungs-Projekt Sturm. Sie fürchten nicht nur um die sibirische Taiga und die Gesundheit der Sägemühlenarbeiter. Sie können auch ins Feld führen, daß der Export von unbearbeiteten Rohmaterialien wohl kaum eine wirtschaftliche Perspektive für Rußland bieten kann.

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