Gefragtes Trainerwissen
Fachleute der DDR sind in aller Welt begehrt
Trainer aus der Ex-DDR sind in aller Welt begehrt. Seit der Wiedervereinigung, als die deutschen Sportverbände viele Experten aus dem Ostteil des Landes nicht übernehmen wollten oder konnten, begaben sich Länder in Europa, Amerika, Asien und Australien auf die Suche nach Experten, um den Weg nach Atlanta zu den olympischen Sommerspielen zu ebnen. Aus dem Rudern, Radsport und Kanu nahmen sie zahllose Trainer unter Vertrag. Aber auch westdeutsche Trainer aus Disziplinen mit deutscher Dominanz wie Dressurreiten sind beliebt.
Gerade im Rudern, Kanusport und in der Leichtathletik kam es zu einer regelrechten Auswanderungswelle. Der 38jährige Hartmut Buschbacher, bis zuletzt im
eigenständigen DDR-Verband Cheftrainer, trimmt seit 1990 die US-Ruderinnen auf das Olympia-Heimspiel und konnte im Vorjahr auf eine einzigartige Erfolgsbilanzverweisen: Seine Riemen-Boote gewannen in allen vier Klassen WM-Gold. In ein gemachtes Bett fiel dagegen Jürgen Grobler, der seit einiger Zeit den renommierten britischen Zweier mit dem vierfachen Olympiasieger Steven Redgrave und Matthew Pinsent betreut. Hans Eckstein, Ex-Männerauswahltrainer, ist in Österreich tätig, Olympiasiegerin Jutta Behrendt fand in Norwegen eine Trainerbeschäftigung.
Im Kanu-Rennsport zog es die Trainer nach Skandinavien. Der Rostocker Hans-Jürgen Tode, der früher die Olympia-Siegerinnen Anke von Seck und Ramona
Portwich schulte, trat in Dänemark die Nachfolge von Alexander Schuck an, der nach Leipzig zurückkehrte. Der Berliner Peter Bischof vertritt nun die Farben von Norwegen.
Abwanderungswelle auch in der Leichtathletik. Werner Trelenberg, DDR-Cheftrainer bis 1988, arbeitet nun in der gleichen Funktion in Österreich. Sein Nachfolger in der DDR, Ekkehart Arbeit, erlebte eine exotische Kombination. Er trainierte gleichzeitig mehrere Jahre lang die italienischen Werfer und die griechischen Sprinter. Der einstige Generalsekretär des DDR-Leichtathletikverbandes, Dr Heinz Kadow, arbeitet als Trainer in Japan. Auch das Wissen von Erich Drechsler, Trainer seiner Noch-Schwiegertocher Heike, ist eher im Ausland gefragt. Der Jenaer trainierte längere Zeit den britischen Hochspringer Dalton Grant, der sich für Atlanta qualifizierte. Derzeit gibt Drechsler seine Erfahrung an eine junge Amerikanerin des Lewis-Vereins »Santa Monica Club« weiter. »Ich mache mir keine Sorgen um meinen Ar-
beitsplatz«, sagte er. »Falls mein Vertrag hier nicht verlängert wird; ich habe genug Angebote aus dem Ausland.«
Der einstige Schwimmverbandstrainer Wolfgang Richter arbeitet in Spaniens Schwimmverband, die Ex-Weltrekordlerin über 200 m Freistil, Heike Friedrich (Chemnitz), hat einen Trainervertrag in Japan, Rolf Gläser (Berlin) ist Trainer in Österreich.
Im Radsport läßt sich ebenfalls eine längere Liste aufstellen: Wolfram Lindner, ehemaliger DDR-Medaillen-Schmied, in der Schweiz, Heiko Salzwedel, früher Cottbus, neuer Wohnort nun Australien. Günther Lux wurde Cheftrainer für die Straße in Österreich. Auch in Tunesien gilt der gute Ruf der Ex-DDR-Trainer Der Berliner Fritzsche, schon in Kolumbien und Algerien aktiv, nahm den Ruf aus Afrika an. Im ferner Brunei hat Karl Hagenberger derzeit seine Zelte aufgeschlagen und bringt die Trap-Schützen auf Trab.
Diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
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