Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

»Superbulle«

  • Lesedauer: 2 Min.

Dieter Langendörfer

Der 46jährige Hamburger Polizist, erfolgreicher Jäger der Reemtsma-Entf (ihrer, wird Sicherheitschef bei Volkswagen in Wolfsburg.

Foto: dpa

Es kommt nicht alle Tage vor, daß ein Beamter den krisensicheren Arbeitsplatz beim Staat kündigt, Pensionsansprüche sausen läßt. Bei Hamburgs zur Zeit bekanntestem Polizisten, Dieter Langendörfer. überrascht dieser Schritt nicht.

Der 46jährige, der einer breiten Öffentlichkeit als Chef der Reemtsma-Sonderkommission bekannt wurde, verläßt die Polizei nach ständigen Querelen mit der Innenbehörde der Hansestadt. Der Kriminaloberrat wird zum 1. Oktober Sicherheitschef der Volkswagen AG. Der Job-Wechsel wird dem »leidenschaftlichen Kriminalbeamten« mit der Verdreifachung seiner Bezüge versüßt. Branchenübliches Jahressalär: 200 000 Mark. Gleich zu Beginn seiner neuen Tätigkeit bei dem Automobilhersteller erwartet den »Superbullen«, so wurde er von Kollegen hinter vorgehaltener Hand bezeichnet, eine große Aufgabe. Der neue Sicherheitschef soll einen schweren Fall von Industriespionage aufklären. Auf einem abgeschirmten VW-Testgelände in Ehra-Lessien bei Wolfsburg wurden mit einer versteckten Kamera über Monate geheime Prototypen neuer Automodelle fotografiert. Sie sausen dort über den ehemaligen Truppenübungsplatz. VW-Konzernsprecher Klaus Kocks beklagt schon lange eine »Abwanderung unserer Designkonzepte ohne Ende«./Der Werkschutz der Firma fand winzige Kameras,

die tief in künstliche Erdwälle eingegraben und gut getarnt worden waren. Die Konzernleitung wähnt Profis am Werk.

Ein Job für Langendörfer, der die Bekämpfung der Schwerstkriminalität von der Pike auf gelernt hat. Bis 1977 war er Sicherheitsoffizier bei der Bundeswehr, dann ging er zur Polizei. Der Vater einer erwachsenen Tochter, die ebenfalls Polizistin wird, war Leiter der Dienststelle »Organisierte Kriminalität«, seit 1995 Chef der Inspektion Raub, Erpressung, Milieukriminalität, Waffendelikte.

Eigentlich wollte der streitbare Polizist zum 1. August als Dozent an die Polizeiführungsakademie nach Münster-Hiltrup gehen. Der Wechsel platzte nach seiner Kritik an Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD), dem er Inkompetenz vorgeworfen hatte. Den inzwischen zurückgetretenen Polizeipräsidenten Arved Semerak bezeichnete Langendörfer, der auch Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter ist, als »Frühstücksdirektor«. Daraufhin erhoben mehrere Bundesländer Einspruch gegen die Berufung des Gewerkschafters.

Volker Stahl

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -