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Hotel-Azubis als Gartenhilfsarbeiter

Schlechte Zeiten für Holiday-Inn in Frankfurt (Oder), neuer Chef fühlt sich mißverstanden Von Erich Schech

  • Lesedauer: 2 Min.

Am Schaukelkurs des Frankfurter Holiday-Inn wird die Misere der Oderstadt sichtbar: Nur noch 30 Prozent des Gastgewerbes sind ausgelastet. Die Stadt ist augenscheinlich nur für Tagestouristen attraktiv Den Neubau - zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, direkt neben der Autobahn und dennoch ohne Anschluß mit seinen Bettenpreisen ab 275 Mark aufwärts traf die Flaute noch härter als andere. Die Gästezahl rutschte innerhalb eines Jahres um ein Drittel ab. Derweil warten die Banken auf fällige Kreditraten, das Personal auf tarifgerechte Bezahlung, die Besucher auf ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis. Aimo Wolniczak, seit vierzehn Tagen Direktor

dieses Hotels, ist nicht zu beneiden. Zu allem Ärger steigt ihm nach einem schwungvollen Entree auch noch die Gewerkschaft aufs Dach, nachdem der 25jährige vor einer Woche im Rundumschlag Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, Grünpflege durch die Azubis und Aussetzung der berechtigten und vor Gericht erstrittenen Tariflohnansprüche gefordert hat. Bis zum 4. Oktober, legt die Rechtsabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes ihm nahe, sollte er Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufgenommen haben, damit dessen Mitbestimmungsrechte gewahrt bleiben. Ansonsten, teilte die Gewerkschaft Wolniczak mit, werde der Betriebsrat wohl erneut gerichtliche Schritte einleiten.

Wolniczak hingegen will sein Vorpreschen inzwischen gern als Mißverständnis gedeutet wissen. Die Wahl eines neu-

en Betriebsrates stehe ins Haus, man sei im Gespräch miteinander, und natürlich werde es dabei auch um die Gehälter gehen. »Wir wollen nicht Krieg spielen, sondern die Probleme sachlich klären.« Die ersten Konsequenzen hat der Jungchef bereits gezogen. Getränke- und Speisekarte wurden dem ortsüblichen Preisniveau angeglichen. Die Übernachtungspreise sollen künftig »dort beginnen, wo sie bei einer guten Pension aufhören«. An Bettenkategorien ist gedacht und an größere Rabatte für die Oderstädter Wenn sie nach einer Tagung oder einem Ball ihr müdes Haupt im Holiday-Inn betten wollen, soll das mit 80 Mark pro Doppelzimmer inclusive Frühstück zu machen sein. »Wir wollen das Frankfurter Publikum stärker an das Haus binden«, so Wolniczak. Dazu gehören auch Feiertagsbuffetts zu Ostern, Pfingsten, Einschulung und vielleicht im nächsten Jahr auch ein internationaler Presseball. Mit anderen Hoteliers will sich das Management über Kundenwünsche und Marketing unterhalten. Die Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverein soll auch überregional für Anziehung sorgen. Letztlich ginge es um die Gesundung des Hauses und die Sicherung der 30 Arbeitsplätze in den nächsten ein bis zwei Jahren.

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