msM Bundeswehr grüßt Hitlers Helden
Vielfältiger Protest gegen Ritterkreuzträger-Treffen Von Marcel Braumann, Dresden
Heute treffen in Dresden die Mitglieder der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger ein. Die Anwesenheit der für »persönliche Tapferkeit vor dem Feind« ausgezeichneten Kämpfer der faschistischen Wehrmacht wird von ei-“ ner Welle des Protestes begleitet.
Die hochbetagten Herren, die im Nobelhotel »Bellevue« absteigen, haben zum ersten Mal für ihre Jahreshauptversammlung eine ostdeutsche Stadt ausgewählt. Ihr eingetragener Verein, der in der Bundesrepublik völlig legal seit 1954 existiert, versteht sich als »reine Traditionsgemeinschaft«, wie ihr Chef Wolfram Kertz betont.
Dieser Tradition fühlt sich offenbar auch der regionale Bundeswehr-Chef, Generalmajor Michael von Scotti, verbunden. Der Generalmajor schrieb in seinem Grußwort an die Ordensgemeinschaft, als Befehlshaber im Wehrbereich VII und Kommandeur der 13. Panzerdivision freue er sich, daß als Tagungsort die »altehrwürdige Residenz- und Garnisonsstadt Dresden ausgewählt wurde«. CDU-Oberbürgermeister Herbert Wagner verspürte allerdings keine Freude und erklärte, der Einladung der Ritterkreuzträger nicht zu folgen.
Die Stadtratsfraktion der Bündnisgrü-
nen, die die Öffentlichkeit über das dubiose Veteranen-Treffen informiert hatte, bemühte sich um eine gemeinsame Erklärung aller Stadtratsfraktionen. Doch die CDU lehnte ab, und SPD-Fraktionschef Albrecht Leonhardt wusch seine Hände via Lokalpresse in Unkenntnis: Er wisse zu wenig über diese Leute. Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus hält dagegen, ? .daß ihre- -Fraktion ; genügend informa-1 tionsmateriäl bereitgehalten habe.
Olaf Meyer und Ronald Weckesser gaben für die Fraktionen der Bündnisgrünen und der PDS gestern den »geduldeten, aber unerwünschten Gästen« die Ablehnung ihrer Veranstaltungen zu verstehen. Außerdem haben sich 15 Initiativen mit dem Ziel zusammengefunden, »diesem Skandal nicht tatenlos zuzusehen«. Zur Zeit kursiert ein Flugblatt »Orden fürs Morden«, das »Ritterkreuzträger und Bundeswehr auf den Mond schie-ßen« lassen möchte. Darin wird für Sonnabend, 8.15 Uhr, zur Sammlung an der Ecke Königsbrücker Straße / Stauffenbergallee in Dresden geladen.
Die erwarteten hundert Ritterkreuzträger und ihre 200 Angehörigen und Freunde wollenam Sonnabend 9 Uhr dem militärgeschichtlichen Museum einen Besuch abstatten und gegen 12 Uhr Kränze auf dem Nordfriedhof niederlegen. Dies stößt allerdings inzwischen auf unerwartete Schwierigkeiten: Das Umweltzentrum hat die Behörden auf die Friedhofsordnung hingewiesen, gegen die der umstrittene Gedenkauflauf verstoße.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.